Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 259 
Abend nachdem er eine Konferenz mit Bernsdorf“) hatte, auf 
die Flotte abgegangen. Ein vortrefflicher Englischer Tubus 
bringt uns die entferntesten Gegenstände näher, u. ich be⸗ 
wundere das herrliche Panorama, welches die dänische Küste, 
besonders nach Norden bildet; die schönen Gärten, königlichen 
Schlösser u. Landhäuser der Koppenhagener, die mann bey 
einer Spazierfarth zu Lande nur einzeln sieht, zeigen sich von 
hier dem Auge in einer wunderschönen Abwechselung. 
Europa den IDSten. 
Wir sind noch in der Gegend von Koppenhagen. Gestern 
Nachmittag kam eine Russische Fregatte nebst einigen Trans⸗ 
port-Fahrzeugen, die nach Corfu bestimmt waren, bey uns an, 
sie hielt sich aber nur wenige Stunden auf. 
Gegen Abend wurden noch verschiedene Vertheidigungs— 
anstalten beendigt. Der Odina**) u. Mars, von 14, die 
Fregatte 8t. Thomas von 26, u. 4 schwimmende Batterien, 
jede von 12 Kanonen wurden in die Linie“*x) gelegt. Es 
wird viel Blut kosten. Wir gingen unter Segel, u. legten 
uns mehr nach Norden vor Anker um bey einem günstigen 
Winde mehr Fahrwasser zu gewinnen — wir waren keine 
Stunde gesegelt, als wir die Masten-Gipfel der Englischen 
Flotte bey Helsingoer erblickten, die sich nach u. nach in Be— 
wegung zu setzen schien, denn bey vielen Schiffen sahen wir 
deutlich, daß die Segel aufgezogen wurden. Unser Capitän 
war sehr in Nöthen, daß wenn uns die Flotte noch hier 
trifft, sie uns die Matrosen nimmt; dann wüßte ich doch gar 
nicht, was ich anfangen wollte, indessen hoffe ich nicht, daß 
es etwas zu sagen hat, denn unser Schiff segelt unter Russischer 
Flagge u. hat Englische Vässe. — 
*) Graf Bernsdorf war dänischer Minister. 
*1) Odin? 
xxx Nämlich in die Vertheidigungslinie.
	        
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