258 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
An Bord der Europa den 14ten August 1807.
Sie sehen an der Ueberschrift, wie oft ich genöthigt
worden bin meinen Reiseplan zu ändern; endlich hat mich
aber auch ein guter Genius geführt, u. ich bin auf dem
schönsten dreymastigen Schiff (der Europa) das auf der Rhede
von Coppenhagen liegt. Meine Verlegenheit war auf das
höchste gespannt da auch die Galeasse Marie auf der ich war,
da sie keine Bestimmung erhalten konnte, wie alle dänischen
Schiffe wieder in dem Hafen einlegte. Ich fand fast keine
Möglichkeit meine Reise fortzusetzen, u. sah mich schon im
Beist ohne meinen Zweck erreicht zu haben, auf eine ungewisse
u. unabsehbare Zeit genöthigt hier zu verweilen; mitten unter
solchen Betrachtungen höre ich dicht neben mir rufen „morgen
fahre ich nach Memel ab, diesen Abend gehe ich noch vor
die Batterien;“ welches Glück! ein Schritt mehr vor oder
zurück in dieser Menge von Menschen, u. diese Worte wären
für mich verlohren gewesen. Ich faßte den Sprecher gleich
bheym Rock, u. meine Frage: wollen Sie mich mitnehmen?
wurde mit einem kurtzen ja beantwortet. Der Capitain ist
ein rauher aber wie es scheint gefälliger Mann, u. durch seine
Thätigkeit erhielt er auch die Erlaubniß auszulaufen. Das
Schiff hat eine große geräumige Kajüte, u. unsere Reise—
zesellschaft, die aus recht artigen Leuten besteht, ist nicht zu
zroß; sie besteht aus einem Kaufmann aus Riga, einem Kauf—
mann aus Memel, (bey dessen Eltern der König wohnt,) dem
holländischen Konsul von Connep (?2) den Kriegsräthen
von Mertens u. von Urbani, einem Lieut: von Rohr (2) u.
mir. Wir liegen dicht neben der Leda, einer Englischen
Fregatte von 36 Kanonen die noch eine Brigg von 18 Kanonen
bey sich hat; eine halbe Stunde nordwärts liegt ein Rang—
schiff, südlich eine Fregatte — es wird verschiedentlich signaliert
und oft 6 Flaggen von verschiedenen Farben u. Zeichen auf—⸗
gezogen. Auf der Brigg steht ein Reisewagen, daher ich
vermuthe, daß Jacson auf der Fregatte ist, denn er ist gestern