254 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Geschwindigkeit u. Kürtze mitzutheilen. Der Oberstallmeister,*)
an den ich vorigen Posttag schrieb, wird Ihnen gesagt haben,
daß ich den Sonnabend von Helsingoer zurückkam, den Sontag
von einem Schiffs-Oapitain hintergangen wurde, u. den Mon—
tag am Bord der Galeasse Mario ging, um nach Königsberg
abzuseglen. Kaum war ich auf dem Schiff, als sich ein
fürchterlicher Sturm aus Osten erhob, der wahrscheinlich
manchen unglücklich gemacht haben wird und biß zum Dienstag
Nachmittag fortwüthete. Wir konnten nicht seglen. Um 5 Uhr
kam der Kronprintz von Kiel auf einem offenen Holsteiner
Wagen an; er hatte diesen Weg von 62 Meilen in 2 Tagen
zurückgelegt. Die Kanonen auf den Batterien wurden ab—
gefeuert, um sie zu probieren; und wurden Freiwillige auf—
geboten, von denen jeder 15 45 erhielt.*) Den Nachmittag
war der Wind vortrefflich, allein unser Capitain kam nicht
an Bord. Gestern Morgen hat die Königliche Familie Koppen⸗
hagen verlassen, einige sagen, um vorerst auf ein Landguth,
andere, um nach Holstein zu gehen. Der Kronprintz ging
über Kronenburg**) bei Helsingoer und hinterlies eine Procla-
mation an das Volck, worinn er sagte: „daß er jetzt, nach—
dem er hier alles in Ordnung gebracht hätte, wieder zur
Armee abginge;) könnten die Angelegenheiten nicht zur
Ehre Dännemarcks beygelegt werden, so würde mann das
Vaterland tapfer vertheidigen ete.“ Die Bürger sind be—
waffnet, u. die Studenten im Kronprinzen⸗Leibjäger-Corps
aufgenommen. Die auf Seoôland befindlichen Linien⸗Truppen
bestehen ungefähr in 6000 Mann; dazu kommen 15000 M.
Landwehr u. zur Vertheidigung der Stadt 10000 gut montirter
*) Dalwigks Schwiegervater, der Oberstallmeister v. Schönstadt.
) Wohl wegen der Gefahr des Springens.
*) Kronenborg ist ein vor Helsingoer liegendes festes Schloß, welches
die Einfahrt in den Sund beherrscht.
) Die Armee stand in Holstein und in Seeland, um die Küsten
gegen eine englische Landung zu decken; der Kronprinz ging nach Holstein.