Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794-1807. 251 
mich hier vom Gegentheil überzeugt. Ich habe ihn vorigen 
dontag in Friederichsburg,s) seiner Sommer-Residenz, 
dessen Gärten besonders des Sontags beynahe von gantz 
Doppenhagen besucht werden, am Fenster gesehen, wo er einige 
vortreffliche Gesichter schnitt; er ist gantz hergestellt und hat 
gestern, wie mann mir versicherte, einige Hände voll Bohnen, 
mit vielem Appetit gegessen. Des Sontags läßt er sich immer 
von 5 biß 7 Uhr mit der großen Trommel, dem Triangel, 
Serpan,*) u. einigen andren dergleichen schlecht geschlagenen u. 
noch schlechter geblasenen Instrumenten unter den Fenstern des 
Schlosses Musick (wie sie es nennen) machen. Ich kenne keinen Ort 
wo diese Kunst so wenig geübt wird als hier, auch hat gantz Dünne- 
marck nicht einen beka nnten Virtuosen oder Componisten. — 
Das Theater ist ebenfalls nicht besonders, ohngeachtet 
die Dänen es für das erste in der Welt halten. Ihre Litte— 
ratur ist so zurüch daß sie kaum eine Comoedie des Jahres 
hervorbringt; es ist Gesetz, daß an dem Geburts-Tage des 
Königs ein dänisches Original-Stück gegeben werden muß, 
das letzte mahl aber ist der König mit einer Neubesetzung 
des Hussiten regalirt worden.***) 
Das abgebrannte Schloß Christiansburg dessen starcke 
Mauern vom Brande nichts litten, wird jetzt wieder aufge— 
haut; es muß ein prächtiges Gebäude gewesen sein.) Der 
) Fredericksborg liegt westlich Kopenhagen; es ist ein königliches 
Luftschloß mit großem Park. 
**) Richtig Serpent, ein schlangenförmig gebogenes Holzblas⸗ Instru⸗ 
ment mit tiefem heulendem Ton. 
»**) Dies wiederholte ungünstige Urtheil über die damaligen Dänen 
findet man bei mehreren Zeitgenossen wieder. Man warf ihnen vor, daß 
sie nur in Kopenhagen studirten und niemals aus Seeland herauskämen. 
Dabei hätten sie einen starken Hang zur Satire, ohne etwas zu leisten. 
7) Dieses Schloß wurde einst von Christian VI. mit verschwenderischer 
Pracht aufgeführt; sein Wiederaufbau wurde erst 1830 vollendet, aber in 
den 8oer Jahren brannte es von Neuem gänzlich aus, und ietzt stehen 
zur noch die kahlen Mauern.
	        
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