250 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Nach der Flotte ist mir die Docke“) das merckwürdigste
zewesen; sie ist von Christian den 6ten **) erbaut, u. hat
über 200000 a5 gekostet; jetzt wird der Ditmarsen, ein
74 Kanonen-Schiff in ihr ausgebessert.
Die Kunstkammer u. die Kabinette im Schloß Rosen-
burg***8) enthalten einige Seltenheiten u. eine gantz hübsche
Bemählde-Sammlung worunter mann verschiedene Stücke von
Guido Reni, Paul Véronese, Titian u. Raphael zeigt, die
mir aber nicht gantz ächt zu seyn scheinen; mehrere sind aus
der Niederländischen Schule. Das Z3te Stock im Schloß
Rosenburg ist ein Saal: die schön gewebten Tapeten ent—
halten die Thaten Christian des dten.) Am Ende des
Saals stehen 3 Löwen von Silber in Lebens-Größe, welche
bey der Krönung vor den Trohn gesezt werden. Alle diese
Sachen sind sehr schlecht geordnet; besonders in den Kunst—
Kammern — da hängen alte Flinten, ein Rubens, ein
Schwerdt u. Schild, ein ander Gemählde, eine Schildkröte,
u. so alles durcheinander. — Der Mann der sie zeigt besizt
gantz die Kunst wie weyland die Frau v. Gaugreben in
GBoddelsheim, die Soldaten u. Jagden auf der Tapete dem
Rheinhard u. mir als Kinder mit ihrer Tremulanten Stimme
zu beschreiben wußte. —
Der Kronprinz ist hier sehr beliebt, unter seinen Bild—
nissen steht — die Hoffnung Dännemarcks. Man würde
eine Regierungs-Veränderuug nicht ungern sehen.7) In Kiel
sprach mann davon, der König sey kranck; indessen habe ich
*) Die Dock-Anlagen, die noch jetzt „die Docke“ heißen. Sie sollen
300 000 // gekostet haben.
x**) Christian VI. 1730- 46 machte große Aufwendungen für die
Seemacht.
***) Schloß Rosenborg liegt innerhalb der Stadt und ist voller
Kunstschätze und interessanter Raritäten.
) König Christian V. (1670-99) war ein sehr kriegerischer Fürst.
4) Kronprinz Friedrich, als König Friedrich VI., war für seinen
geisteskranken Vater, Christian VII., Reichsverweser.