Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 248
Hamburg bestehen sollte, und in allen Kriegen sollten diese
Städte und Häfen als neutral angesehen werden.*)
Den Tag nach meiner Ankunft ging ich zum Minister
v. Grote, ) er lhat] mir aufgetragen Durchlaucht dem Fürsten
seinen Respeckt zu versichern, u. hat sich Ihrer sehr freund—
schaftlich erinnert. Ich wurde ausnehmend artig von ihm
empfangen, u. auf gestern Abend zum Supps eingeladen. Die
Gesellschaft versamlete sich nach 10 Uhr u. um 2 Uhr kam
ich zu Haus. Er gab mir eine recht gute Aus-Arbeitung vom
Lieutenant v. Wedell Adjudant des Geneérals v. Bonnigsen***)
über die neuesten Kriegsvorfälle, worinn er sich unendlich
über die Unthätigkeit die bey den Armeen herrschte beschwert.
Man hätte sich geschämt 4 Monath nichts getan zu haben
und endlich den Entschluß gefaßt anzugreifen, nachdem Dantzig
schon gefallen wäre. Es wäre ein vortrefflicher Plan ent—
worfen worden, das vorstehende Corps des Marschalls Ney abzu⸗
schneiden u. zu vernichten — aber von den Divisionairs
schlecht ausgeführt — er sey daher nur blos mit einem großen
Verlust an Todten und Blessirten u. 2000 Gefangenen ge—
schlagen. — Den Tag darauf sei die blutige Batailllo von
Hoilsberg vorgefallen, wo fast die gantze französische Armee
engagirt war u. total geschlagen wurde mit einem Verlust
von 10 Kanonen u. 3000 Gefangenen. Der Feind sey aber
nicht verfolgt, das von unabsehbarem Nutzen gewesen wäre,
sondern mann hätte sich begnügt die Nacht u. den andren Tag
auf dem Schlachtfelde zuzubringen. Der Feind hätte Zeit
gehabt nach Bequemlichkeit seine Truppen in Masse zu ver—
sammlen u. wäre gegen den lincken Flügel vorgedrungen;
mann hätte sich geschwinde zurückgezogen, um eine alte Position
*) Dieser abenteuerliche Plan verräth nicht allzuviel nationales
Gefühl.
**) Minister von Grote war preußischer Gesandter in Hamburg.
*«sx) Es war Dalwigks intimer Freund Karl v. Wedell. Siehe
Anlage Ja.
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