Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 235
der Printz schafft mir Gelegenheit in kälteren Zonen mein
Glück zu suchen.“) —
Vor einigen Tagen habe ich einen Brief von Rheinhard
erhalten, er liegt zu Goltzow bey Cüstrin im Quartier;**)
er hatte von dem Capitain v. Schmalcalden, der hier im
Quartier lag meinen Aufenthalt erfahren. Die Darmstädtischen
Truppen wie auch die Nassau-Osinger, wovon 2 Battaillons
in Magdeburg stehen haben allgemeine Liebe, die letzteren
sehen besonders sehr gut aus, scheinen aber noch lauter un—
exerzierte***) Leute zu seyn. Ein Obristleutnant Scbüker, ein
Mann von einem angenehmen Aeußern commandirt sie. —
In politischer Hinnsicht kann ich Ihnen nichts sagen als
daß man hier durchaus an keinen Frieden glaubt.)
Meine eintzige Bitte ist die theuerster V. mir mit um—
gehender Post zu schreiben u. mir recht genau zu sagen wie
es Ihnen u. den Bewohnern von Arolsen seit den 2 Monathen
wo ich keine Nachricht von Ihnen erhalten habe gegangen
ist. — Wo ist Louis? — S. Durchlaucht dem Fürsten haben
Sie die Gnade meinen unterthänigsten Respeckt zu versichern
u. dem Haackschen und Schönstädtschen Hause mich bestens
zu empfehlen. Es sind jetzt 3 Jahre als ich Sie in Wil—
dungen verlies, damahls waren glücklichere Zeiten. Leben
Sie wohl bester theuerster Vater u. gedencken Sie mit Liebe
Ihres
treuen Alexander.
N. 8. Briefe haben Sie die Gnade unter der gewöhn—
x) Es ist wohl der russische Kriegsdienst gemeint, in den damals
zahlreiche ehemalige preußische Offiziere übertraten.
*x) Westlich von Küstrin; diese Festung hatte am 1. November vor
dem Marschall Davout kapitulirt.
x*xx) Die Anforderungen, welche Napoleon an die Wehrkraft der unter
seiner Herrschaft stehenden Länder stellte, waren ungeheuer; auch die
Staaten des Rheinbundes scheinen hiernach hart angefaßt worden zu sein.
p Am 21. November hatte der König die schmachvollen Friedens—
hedingungen, welche Düroc nach Osterode brachte, abgelehnt.