Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 227
theuerster Vater; ich sehe mit Sehnsucht einer Antwort von
Ihnen entgegen. Möge Sie der Himmel für alle Beschwerlich—
keiten, die der Krieg auch dem friedlichen Bürger und Land—
mann bescheert, bewahren, u. unsere gerechten Waffen segnen. —
Dieser Krieg wird den Nahmen des Heiligen führen. — Es
ist schrecklich wenn mann bedenckt daß Teutscher gegen
Teutscher — Brüder gegen Brüder das Schwerdt zücken um
den Ehrgeitz eines Verbrechers zu fröhnen. —
An den guten Rhéinhbardt werden Sie nun wohl keinen
Brief mehr schicken können, wenn es aber noch ein möglicher
Fall ist, so grüßen Sie den guten Bruder herzlich von mir—
möge der Himmel nicht daß unser feindliches Geschick uns
gegen einander führts) — wo steht Louis?“**x) —
Ich kam mit einem Comando zurück zum Battaillon als
der Churfürst von Naumburg zurück nach Cassel ging, ich
lies meine Grenadiere halten und ritt an den Wagen der
Adjudanten, durch die ich Louis grüßen lies.
Gestern theuerster Vater waren wir auf unseren Marsch
nach Fulda***) bey Gotha angekommen; als wir heute den
Marsch weitersetzen wollten, erhielt die gantze Armée Befehl,
einen Contre-Marsch zu machen. Was ich biß jezt weiß ist,
daß die Franzosen durch das Voigtland dringen wollen. Der
Prinz Hohenlohe u. Louis-) sind daher sogleich vorgerückt;
wir haben uns wieder an sie angeschlossen. Morgen ist unser
Rendezvous eine Stunde von hier in Münchholzhausen. “—)
Uebermorgen bestimmt mann den entscheidenden Tag. Ein
*) Die hessendarmstädtischen Truppen, bei denen Reinhard stand,
gehörten mit den übrigen des Rheinbunds zur Armee Napoleons.
*t) Die kurhessischen Truppen marschierten damals hin und her, je
nachdem der Kurfürst gerade kriegerisch oder neutral dachte.
**x) Die Verlängerung der eingeschlagenen Marschrichtung zeigte auf
Fulda.
) Prinz Ludwig Ferdinand.
4) Mönchen Holzhausen an der Chaussee Erfurt-Weimar.
*