Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 225
kischen Saale sammele; spätere fügten hinzu, daß Napoleon
gegen Sachsen vorzugehen beabsichtige. Der am 4. 5. und
6. in Erfurt tagende Kriegsrath beschloß, den Thüringer Wald
nicht zu überschreiten, vielnehr der Umgehung des linken
Flügels und der Bedrohung der Rückzugslinie mit der Hohen—
lohischen Armee vereint durch einen Angriff entgegenzutreten.
Am 7. wurde daher befohlen, durch die Avantgarde der
Hauptarmee den Thüringer Wald zu bewachen, und das Gros
derselben bei Erfurt, die hohenlohischen Truppen, deren Avant—
garde gleichfalls gegen den Thüringer Wald bei Stadt Ilm
stehen blieb, bei Blankenhayn und Hochdorf zu sammeln.
Den äußersten rechten Flügel sicherte Rüchel bei Eisenach,
den äußersten linken ein auf Hof, also sehr weit, vorgeschobenes
Corps unter Tauentzien.
Über den Berathungen war aber versäumt worden, die
vormarschirenden Armeen rechtzeitig halten zu lassen, und so
hatte am 7. Abends, wo die Befehle an die Truppen ge—
langten, die Avantgarde der Hauptarmee schon den Thüringer
Wald größtentheils passirt, das Gros Eisenach erreicht, die
hohenlohischen Truppen standen schon in Rudolstadt. Es
wurden also fast überall Rück- und Quer-Bewegungen noth—
wendig. Trotzdem blieb die Stimmung der Truppen sehr
gut, auch als besonders bei der hohenlohischen Armee wieder—
holt Verpflegungs-Schwierigkeiten eintraten. Wiederholt wird
die vorzügliche Haltung der Truppen ausdrücklich anerkannt;
so wurde das Regiment Kleist und das Grenadierbataillon
Hanstein, als es am 2. Oktober beim König in Naumburg
vorbeimarschirte, ganz besonders belobt.
Da man immer noch auf die Beantwortung des Ultimatums
wartete, glaubte man auch jetzt an keine große Initiative von
Seiten der Franzosen. Der Herzog von Braunschweig ging
sogar soweit, daß er an eine Offensive Napoleons überhaupt
nicht glauben wollte, und noch jetzt ein Vermeiden des Krieges
für möglich hielt.