222 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
zu dürfen, mit dem Bedeuten, daß sie nichts als ihre Pension
verlangen. In den meisten Garnisonen haben die Bürger—
schaften Subscriptionen für die Blessirten und zu ent—
stehenden Soldaten-Witwen eröffnet, die zu beträchtlichen
Summen angewachsen find.“) Die Provinzen haben dem
König Deputationen geschickt, und ihm angeboten, was er
wünschte; es sind ihm große Anerbietungen gemacht; der
König hat ihnen gesagt, es wäre ihm lieb, wenn die Armsée
Mäntel hätte, und wir bekommen nun graue Mäntel, die
über den Tornister getragen werden und à St. 33 Z wiegen.**) —
Morgen marschieren wir nach Sulza im Méymarschen.
Auf diesem Marsch kormirt sich nach den neu zu uns ge—
stoßenen Truppen die neue Ordre de Battaillo — von da
aus marschieren wir in Colonnen.“**x) Wie starck unsere
Corps sind, weis ich nicht genau — das unsrige aber ist
über 80000 M. das Hohenlohische gegen 60 000 M. was bey
Ruchel — Blücher und den Reserven steht habe ich nicht
erfahren können; mit den Hessen und dachsen aber haben
wir bestimmt über 250 000 M. hierunter gezogen. —
Ich liege im Quartier bey einem Grafen Poralta (2) do
Renauld, der ehemahls in Sardinischen Diensten stand. Sein
Gut Wengolsdork liegt in einer paradiesischen Gegend an der
Saalo — lincks Mersoburg rechts Weissenfels, gegenüber
die großen Salinen von Derenburg“) nebst unzähligen
Dörfern. Mein Wirth ist der originellste Mann den ich in
*) In Magdeburg allein kamen in kurzer Zeit 6000 Thaler zu—
sammen.
*x) Diese Mäntel kamen nur zum Theil an, waren aber, da die
Zelte abgenommen wurden, kaum zu entbehren, da man schon im Herbst
war.
**e) Dieses Marschieren in Colonnen sollte eine Vorübnng für das
Gefecht sein und war für die Leute natürlich ungemein beschwerlich. Auf Be—
fehl des Königs mußten auch unterwegs Bajonet-Attacken gemacht werden,
da „dies nun bald alle Tage vorkommen würde“.
) Es ist wohl Dürrenberg gemeint.