Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 15
dem Preußischen Brigade Siegel unterdrückt war; ich mußte
mich daher für einen solchen ausgeben und wurde auch dafür
angesehen; als ich an die Darmstädter kam fragte mich der
Leutnant Stolz von den Grenadieren ob ich jenen Ort kennte
ich sagte ja?] er fragte ob ich Commissär sey und ich sagte ja;
ich erkundigte mich nach dem Rheinhard bey ihm und erfuhr
ich denn daß er vorige Woche einen Brief von ihm erhalten
hätte, auch theilte er mir die alte Neuigkeit mit daß Rhein⸗
hardt eine Schwadron erhalten hätte; jezt mußte ich mich
wohl zu erkennen geben, und auf die Art legte ich einen Theil
des Weges auf eine angenehmere Weise zurück; endlich ge—
langten wir auch an das Regiment von Hohenlohe, wo mein
Reisegefährte seinen Vetter, der ein rechter artiger Mann ist
sogleich erkannte. — Wir blieben des Nachts auf der Feld—
wacht, bey dem Offiziere; und sahen von da ein nächtliches
Gefecht mit an: 5 Preußische, 3 Kaiserliche und ein Darm—
städtisches Grenadier-Battallion griffen des Nachts um 12 Uhr
an; und nachdem der Feind repussirt war brach gegen Morgen
das Lager wieder auf; wir nun wieder zurück biß gegen
Leiningen“), hier sahen wir ein kleines Gefecht; auf diesem
Wege begegneten uns 3 Kaiserliche Kavallerie-Regimenter;
mann solte dencken, daß sie unüberwindlich gewesen wären ;
es verhielt sich aber nicht so, das Regiment von Waldeck
das unter ihnen war hat sich besonders schlecht gehalten.
Wir gingen nun nach Grünstadt: bey diesem Städtchen wurde
gegen 4 Uhr Nachmittags ein Kaiserl. Lager aufgeschlagen;
das Wurmser**) Freykorps tränckte seine Pferde in Grünstadt
und richtete in den Gärten jämmerliche Verwüstungen an;
ich war in dem Garten eines Kaufmanns der an der Allee
lag wo sie vorbeyritten; in diesem Garten stand an der
Südlich Grünstadt in der Pfalz.
»*) Wurmser kommandirte Freischaren, war österr. General und kapi—
zulirte 1797 in Mantua.