Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 221
einigen Tagen war auch ein Printz von Württemberg im
Hauptquartier, welcher Dienste gesucht hat u. mann behauptete
allgemein, daß es der Kronprinz gewesen sey.) Während
der Parade kam die Großfürstin von Weimar**) — es ist
wahr sie ist bildschön. Die Königin leidet sehr an Zahn—
schmerzen u. wird mit der Großfürstin in einigen Tagen
Naumburg verlassen und nach Berlin gehen.
Daß die politische Lage meines Vaterlandes es vielleicht
nöthigt sich zu dem südlichen Bunde zu schlagen, schmerzt
mich unendlich, ehrenvoll ist dieser Bund ***) keinesweges
und eines Teutschen nicht würdig. Wenn auch der Fürst
die Regimenter in Holländischem Solde hat,“) die be—
sonders unter den jetzigen Umständen auf keine Fälle ent—
lassen werden können, so braucht er sich demohngeachtet noch
zu gar nichts zu erklären, und thut am besten die ersten
Truppen abzuwarten, die ins Waldeckische rücken.
Ich müßte mich sehr irren theuerster Vater, wenn Sie
nicht ein Vertrauen in unsere Operationen u. die Bravour
unserer Truppen setzen sollten, wären Sie nur einen Tag
hier in Sachsen u. bey der Armée; Sie würden selbst sagen,
die Franzosen müssen geschlagen werden. Der Enthusiasmus
ist unbegränzt. Eine Menge junger Leute von guten Fa—
milien, sogar solche die bereits bey den Dykasterien ) angestellt
sind, dienen als Volontairs — ja als Gemeine.4) Viele Okfkfi-
diers, die ponsionirt und noch einigermaßen thätig sind, haben
den König um die Erlaubniß gebeten, die Campagne mitmachen
*) Es war Prinz Ludwig von Würtemberg, der zweite Sohn des
Königs; auch er blieb im Haupt-Quartier.
*x) Marie Paulowna, Schwester Alexanders J., seit 1804 vermählt
mit dem Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar.
***) Der Fürst trat bald darauf gezwungenermaßen dem Rheinbund bei.
) Holland stand auf französischer Seite; der Fürst begünstigte
also durch die Erlaubnis der Werbung den Feind.
17) Bei den Gerichten.
4) Die Begeisterung und Opferwilligkeit war thatsächlich sehr groß.