220 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807.
machung der Sachsen, die aus politischen Gründen nicht eher
hat vor sich gehen können und die weite Entfernung unserer
Preußischen und Schlesischen Truppen, die bey unserer Armee
vor einigen Tagen erst angekommen sind, hat bis jetzt den
Anfang unserer Operationen wohl verhindert. Es ist un—
glaublich, wie schnell mehrere Regimenter einen Marsch von
der Russischen Gräntze bis hieher über 180 Meilen zurück—
gelegt haben. Vorgestern war ich im Hauptquartier zu
Naumburg um den Parol-Befehl für unser Battaillon zu
empfangen. Ohngeachtet ich sehr genaue Freunde bey der
Adjudantur u. im General-Staab habe, war es mir doch nicht
möglich das geringste zu erfahren, und ich muß mich darauf
einschräncken Ihnen in der Folge das zu sagen was püblick
und geschehen ist. Es ist unglaublich wie geheim alles be—
trieben wird.*)
Der König, der Herzog von Braunschweig, der Herzog
v. Ools,“x) der Prinz Oranien, der Erbprinz v. Coburg
waren alle auf der Parado u. auch Luchésini***) war zu—
gegen. Der König war sehr vergnügt“) — Der Erbprinz
. Coburg ist ein liebenswürdiger Herr:45) er wird mit
mehreren Russischen Officiers, unter denen auch ein Fürst
Menzikof, die Campagne bey unserer Armée machen. Vor
*) Die Geheimhaltung der Marschziele wurde wiederholt befohlen,
sodaß die Truppen oft kaum erfuhren, wohin sie ins Quartier kamen,
theils um den Franzosen die eignen Absichten zu verbergen, hauptsächlich
aber um sich nicht bloszustellen.
*x) Der öfter genannte Prinz Friedrich Wilhelm von Braunschweig
nannte sich, nachdem er 1805 das Fürstenthum Oels ererbt hatte, Herzog
von Oels.
***) Der bisherige Gesandte in Paris, der auf Napoleons Wunsch
fortgeschickt wurde.
) Aus den verschiedensten Quellen geht hervor, daß der König in
diesen letzten Tagen vor der Katastrophe beständig sehr heiterer Stimmung war.
1) Er stand in russischen Diensten und machte den Feldzug in der
Suite des Königs mit.