Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

218 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 
hatte also die Front nach Westen; die hohenlohischen Truppen 
warteten zwischen Elbe und Mulde die Mobilmachung der 
Sachsen ab. Die Unbestimmtheit der Absichten, theilweise 
auch die bei lange währenden Concentrationen leicht ent— 
stehenden Verpflegungs-Schwierigkeiten veranlaßten zahllose 
Hin- und Hermärsche. 
Allmälig brach sich, da mit der zunehmenden Ansammlung 
der Truppen das Selbstvertrauen wuchs, der Offensiv-Gedanke 
Bahn, der von Friedrich dem Großen zur Regel für die 
preußische Armee erhoben war. Er würde, so dachte man, 
das Mißtrauen der anderen Mächte am besten zerstreuen. 
Man wollte anf Bamberg vorgehen, Hohenlohe auf Hof 
heranziehen und die Verbindung mit den österreichischen 
Truppen aufnehmen. Um den Erfolg der dorthin geschickten 
Offiziere abzuwarten, blieb indes Hohenlohe am 18. bei 
Chemnitz halten. 
Am 23. traf das Königspaar, nachdem unterwegs die 
Befestigungen von Magdeburg besichtigt worden waren, in 
Naumburg ein, wo nunmehr die Berathungen des vielköpfigen 
Hauptquartiers über die weiter zu ergreifenden Maßregeln 
hegannen. 
Am 25. ging zunächst ein Ultimatum nach Paris ab, 
dessen Hauptforderung die Entfernung der französischen Armee 
aus Deutschland und die Rückgabe der von Mürat wider— 
rechtlich in Besitz genommenen Abteien war. Antwort war 
vor dem 8. Oktober nicht zu erwarten: dann hieß es Krieg 
oder Frieden. Für den Krieg mußte man die eigne Armee 
in eine möglichst günstige Stellung bringen; für den Frieden 
wollte man sich möglichst wenig durch militärische Maßnahmen 
blos stellen. Dementsprechend wurde am selben Tage ein 
Dperationsplan genehmigt, nach welchem zwar, um den Feind 
noch in der Rüstung zu überraschen, die Offensive ergriffen, 
mit den Feindseligkeiten aber erst begonnen werden sollte,
	        
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