Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 215
schreibe daher in größter Eile noch einige Zeilen, um sie
dort auf die Post geben zu können. Unterrichtet über die
Dinge, die noch kommen sollen, ist kein Mensch u. keiner
wagt es auch nur biß zu entschiedener Sache etwas darüber
zu äußern: überhaupt geht alles mit solchem Geheimniß zu,*)
daß mehrere Regimenter bey uns eingetroffen sind, von denen
wir gar nicht einmahl wußten, daß sie auf dem Marsche
waren.
Gestern hat sich unser gantzes Corps unter dem Befehl
des Herzogs von Braunschweig dicht um Halle vereinigt.
Die Avantgarde commandirt der Herzog von Weimar, welcher
auch in Halle ist. Vorgestern ist die Garde u. ein Comando
Towartzys**) mit der Equipage des Königs nach Halle ge—
kommen; er selbst wird Morgen Abend erwartet. Die Sachsen,
welche bisher wie man sagt wegen der Nähe der Franzosen
noch unthätig waren haben den 13ten ihre Beurlaubten ein—
gezogen. Vorgestern ist das Corps von Hohenlohe bey
Mühlberg u. Dresden über die Elbe gegangen; den 17ten
kommt noch einige schwere Artillerios an und den 18ten
brechen wir auf um uns mit dem Hohenlohischen Corps und
den Sachsen zu vereinigen. Unsere Route geht nach Francken
daher ich vermuthe, daß Bernadotto unser Gegner sein wird;
hoffentlich werden wir in 14 Tagen uns schon gemessen
haben. Sie würden sich freuen theuerster Vater, wenn Sie
den Enthusiasmus unserer Leute mit ansehen könnten; wie
glücklich bin sichs mit solchen Leuten die Gefahren des
Krieges theilen zu können. Wenn ich nun jetzt Würtenberg-
scher Staabs-Kapitän***) wäre, müßte mit Leuten dienen, zu
*) Man suchte alle militärischen Maßregeln möglichst geheim zu
halten, um den Argwohn der Franzosen nicht zu wecken.
“x) Towarczysz (ehemals Bosniaken).
***) Dalwigk hatte sich auch in Würtemberg um Anstellung bemüht,
und kurz vor Beginn des Krieges die Zusicherung erhalten. bei der dortigen
Garde eine Schwadron zu bekommen.