210 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Brettin den 13ten August 1806.
im Magdeburgischen.
Ich bin überzeugt, theuerster Vater, daß Sie mir in Ihrem
Hertzen verzeihen, jetzt erst, nach so langer Zeit einen Brief
von mir zu erhalten. Sie wissen, daß meine Liebe und An—
hänglichkeit an Sie es mir zur größten Freude macht mich
mit Ihnen schriftlich zu unterhalten; die verdrießliche Stimmung
aber, in der ich schon seit einiger Zeit bin hielt mich immer
davon ab, u. Neuigkeiten von Bedeutung fanden sich nicht. —
Ich bin seit einigen Tagen hier auf dem Gute des
Zolldirektors*) v. Werder, wo ich biß zum 18ten zu bleiben
gedachte, allein ich habe heute Ordre erhalten, mich wieder
in die Garnison zu begeben, wohin ich Morgen abgehe.
Was glauben Sie wohl, was die Uhrsache davon ist? Die
unerwartete Nachricht eines Unvermeidlichen Krieges mit
Franckreich; wir erwarten binnen wenigen Tagen die Marsch—
Ordre ob wir nach Hessen oder nach Halle marschieren.
Künftigen Post-Tag wo ich wieder in Magdeburg bin, werde
ich Ihnen alles ausführlicher sagen. Vorerst weis ich nur
folgendes. — Die gantze Armsée ist wieder mobil —
alle biß jetzt mobilen Regimenter auf dem Marsch nach
Ihren Bestimmungs-Oertern. Bey Sagan u. längs der Bober
in Schlesien werden 2 sehr starcke Armeen vereinigt; bey
Halle eine Armée von 80000 Mann; Der Obrist von Rauch**)
ist als Curier zum General Blücher geschickt, um wie mann
sagt ihm die Ordre zum Aufbruch zu bringen; das Blücher-
sche Corps wird beträchtlich verstärckt und vermuthlich zuerst
anbeißen.“*) Bis jetzt arbeiteten zur gäntzlichen Umbauung
V Es scheint eine ähnliche Stellung, wie diejenige des heutigen
Provinzial⸗Steuerdirektor gewesen zu sein.
xc) Oberst von Rauch stand beim Ingenieurkorps, war später Direktor
der Ingenieurakademie in Potsdam; 1814 gestorben.
**x) Der Herzag von Braunschweig befürchtete wie im Jahre vorher
lange eine französische Offensive von Westen her, wo denn die in West—
phalen stehenden Truppen zuerst zur Aktion gekommen wären.