Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 209
auch an Oesterreich, welches man in der Stunde der Gefahr
schnöde verlassen hatte. Aber alle diese Schritte geschahen
verspätet und zögernd, weil man immer noch auf die Friedens—
botschaft aus Paris wartete. In Norddeutschland handelte
es sich im Wesentlichen um Sachsen, welches seine Hilfe da—
von abhängig machte, daß Preußen zunächst sein Land decken
sollte, und Hessen, das aus seiner Neutralität nicht herauszu—
bringen war, wenn auch sein Kurfürst als preußischer Feld—
marschall die Westphälische Inspektion führte, und der Kurprinz
ein Schwager des Königs war. Nur der Herzog von Weimar
erklärte rückhaltslos den Beitritt seines kleinen Contingents.
Auch die militärischen Maßregeln litten unter der ge—
heimen Friedenshoffnung. Der Rhein mußte beobachtet und
Hessen gedeckt werden, um zu verhindern, daß es eine force
majoure vorschützte; über Franken konnte die französische
Armee vorbrechen und über Böhmen. Es galt also sich nach
Westen, Südwesten, Süden und gegen Norden EGSchweden)
gegen einen Überfall zu sichern; zu dem Ende sammelte sich
die Armee in zahlreichen Gruppen, welche Anweisung hatten,
je nach der Richtung, in welcher der Aufbruch erfolgen oder
ein Zurückweichen nothwendig werden sollte, sich untereinander
zu vereinigen. Die magdeburgische Inspektion blieb größten—
theils bei Magdeburg stehen, um später, wenn der Vormarsch
gegen Franken nothwendig wurde, mit den märkischen Truppen
den Kern der Hauptarmee zu bilden. Die Sachsen ersuchte
man, sich den schlesischen Truppen, welche bereits jetzt mit
den zu ihnen getretenen südpreußischen Truppen eine größere
Masse darstellten, bei ihrem Vormarsch nach Thüringen an—
zuschließen.
Die Festungen Hameln, Nienburg, Magdeburg und der
Petersberg bei Erfurt wurden in Vertheidigungszustand ge—
setzt, resp. ihre Armirung beschleunigt.