Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 205
aber können zu nichts helfen und nichts besser machen. Wir
stehen nun allein, und müssen auf uns selbst vertrauen.“)
Unser guter König soll auch auf alles gefaßt seyn, und das
ist recht. Uns kümmert nun weder die Sache Oeéestreichs
noch Rublands noch die eines anderen Staates; wir erwarten
es jezt, ob der übermüthige Sieger an unseren Gräntzen uns
anzugreifen wagt, und geschieht es so weis der Preuße, wofür
er streitet, und er wird die Schutzgötter seines Hauses nicht
ungestraft antasten lassen; für seinen eigenen Heerd fechten
ist etwas anderes, als zum Schutz einer fremden Nation —
einer Nation die uns noch von alten Zeiten her haßt und
die gegen Verbündete nie redlich dachte und handelte, da ihre
politischen Produckte nichts als Kabalen waren.“*) Welche Maas—
regeln wir nun ergreifen werden leidet wohl keinen Zweifell;
wir behalten unsere Gräntzen besezt u. erwarten ein unüber—
legtes Reitzen der Francken oder ihren ruhigen Abzug; überdem
stehen wir von Schlesien biß an die Nordsee in Positionen
die uns bey dem Friedens-Schlusse von nicht geringem Nutzen
seyn werden. Nur fürchte ich daß sich unser Cabinett den
Geruch einer Schlauheit u. Hinterlist erwerben wird, die ich
nicht mit anderen Nahmen benennen mag.***) Vom Gleich—
gewicht Europas ist schon lange nicht mehr die Rede — das
wichtigste Gleichgewicht ist das der Köpfe u. also auch der
wahren Klugheit. Ueberlegenheit der Truppen entscheidet
nicht immer, ob sie gleich Napoleon zu gebrauchen wußte,
wohl aber Ueberlegenheit der Kunst, die Mißgriffe u. Blößen
seiner Feinde zu benutzen. Nur erst alsdann wenn dieses
Gleichgewicht hergestellt ist, dürfen die übrigen Mächte Puropas
es wagen, einem jezt siegreich gewesenen Feinde die Stirn zu
*) Dies Bekenntnis ist sehr interessant und verräth eine gewisse
Resignation.
**5) Es ist schon weiter oben darauf hingewiesen worden, wie un—
populär Oesterreich sich durch seine egoistische Hauspolitik gemacht hatte.
xx* Dies war nur zu wahr.