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Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
Hinsicht der Fourage aber sind wir besonders in der übelsten
Lage da schon bereits seit 10 Tagen weder Heu noch Stroh
mehr zu haben gewesen ist. —
So schmerzlich es für unsere Armée seyn würde, zurück—
zukehren ohne die Beweise ihrer Gewandheit, ihrer Treue u.
ihres Muthes geben zu können, so fühle lich] doch in diesem
Augenblick gantz welches ungeheure Elend, selbst über unsere
befreundete Staaten, unsere Theilnahme am Kriege bringen
würde, und indem wir schützend an unseren Gräntzen stehen,
so hoffe ich, daß wir mit dem alten sieggewohnten Schwerdt
in der Hand für uns und unsere allirten Fürsten auch ohne
Blut einen vortheilhaften Frieden schließen werden. Die
Schlacht von Austerlitz ging für die alliirte Russische Armée
verlohren, u. ward durch das Kriegs-Glück und universal
GQénie Napoleons zu Gunsten der Franzosen entschieden.
Woher die in direcktem Wiederspruch mit allen Zeitungs—
Nachrichten stehenden hunderttausend Privat-Nachrichten
kamen, daß fassen selbst die erfahrensten Männer nicht, doch
wird es einigermaßen, sdurch den Wunsch] daß die alliirte
Armée siegen möge, erklärlich — was mann sehnlich wünscht
zlaubt mann leicht. Was alles mit dieser Schlacht für
Destreich verlohren gehen wird, das läßt sich leicht dencken —
da Napoleon den Frieden u. die Bedingungen zu dictiren
hat, u. es nicht scheint als ob uns Oestreich schon klein
genug ist. Auf Russlands Truppen aber gründeten sich die
Hoffnungen von Millionen; sie sind geschlagen, zerstreut, und
die Hoffnungen von Millionen liegen vernichtet da. Was
wird Constantin*“) in Berlin beabsichtigen? — Vorwürfe —
oder Entschuldigungen machen. Ob die ersteren am rechten
Orte waren weis ich nicht — es hängt davon ab, was und
wieviel Preußen eingegangen und versprochen hatte: letztere
) Großfürst Constantin verabredete bei seiner Anwesenheit mit dem
Könige, daß Preußen von Napoleon Hannovper und die Neutralität Nord—
deutschlands fordern solle.