Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 203
den innigsten und kindlichsten Danck für Ihre väterliche Liebe
u. Theilnahme; auch habe ich von der Anweisung Gebrauch
gemacht und Vorgestern gegen Quittung das Geld bereits
gezogen. Sollten wir vielleicht die bestimmte Aussicht haben
daß sich in unseren jetzigen Verhältnissen nichts änderte, u.
wir daher noch lange Zeit hier bleiben — so werde ich es
mir besonders zur Pflicht machen diese Umstände zu benutzen
u. mir einen Urlaub auf einige Tage verschaffen. — Weder
Weg noch Wetter sollen mich abschrecken, meinen lang genährten
Wunsch, u. sollte es auch nur auf Stunden seyn, einiger—
maaßen erfüllt zu sehen. —
Durch die großen und beharrlichen Märsche der Regi-
mentor u. Battorien, von denen mehrere schon nach ihrer
früheren Bestimmung an der Russischen Gräntze angekommen
waren, u. jetzt indem sie in hiesiger Gegend stehen über 180
Meilen zurückgelegt haben — sind unglaublich viele Pferde
besonders bey der Artillerie verlohren gegangen,“) die biß
jetzt durch Vorspann ersezt wurden. Gestern aber haben wir
einen Armée-Befehl erhalten, nach welchem die jetzige Ruhe
benuzt und der Train u. das Proviant-Fuhrwesen schleunigst
remontirt werden soll. Da aber die Pferde nicht sogleich
geschafft werden können, so sollen zu diesem Behuf per
Dompagnie 4 Pferde abgegeben werden,*) von denen die
Artillorio die besten aussucht. Dagegen aber werden alle
Zelter der Armée in verschiedene Depots geschickt u. bleiben
bey einem eintretenden Marsch zurück. Der großen Theurung,
welche hier herrscht will ich gar nicht einmal erwähnen; in
*) Von der Artillerie war im Frieden nur ein geringer Theil be—
spannt; in Folgedessen mußten im Mobilmachungsfalle zahlreiche Pferde
eingestellt werden, die dann bei größeren Anstrengungen versagten. Der
Grund war Sparsamkeit.
*5) Zum Tragen der Zelte und Kochkessel war eine ungeheure Menge
Packpferde nothwendig; da diese Pferde nun abgegeben wurden, gestalteten
sich die Bipouaks zu großen Strapazen.