Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 199
Angelegenheiten eine Gradheit und énorgio gezeigt haben, die
alle in Erstaunen gesezt hat. Der tadelsüchtige Berliner
bricht jezt in ein lautes Lob seines Königs aus, das Volck
ruft auf der Straße, wo er sich sehen läßt: es lebe der König
und im Theater hat das publicum mehreremahlen das Lied
„Heil unserm König Heil“, angestimmt. Gestern ist uns bey
der Parole bekannt gemacht, daß der König allergnädigst ge—
ruhet haben bey diesen Zeit-Umständen den General-Tioutenants
jährlich 1000 Thlr, den General-Majors jährlich 400 Thlr.,
u. den Subaltern Officigren vom Staats-Capitain abwärts
monathlich vom 1ten December 4 Thaler Zulage zu geben.*)
So sehr wir es auch alle bedürfen, so sehen wir doch ein,
daß der König es zu einer Zeit thut, wo er Selbst so un—
ermeßliche Summen gebraucht. Der König hat in Gegenwart
aller Gesandten, des Generals Durock,“*) Murats etoetet dem
Minister Hardenberg 18 Millionen zur Mobil-Machung der
gantzen Armée angewiesen, und dem Herzog“**) u. dem
Feldmarschall Möllendorf die gehörigen Befehle ertheilt: er
hat den Russischen und Kayserlichen) Gesandten gezeigt, in
welchem vortrefflichen Zustand der Schatz und die Finanzen
sind, u. daß er den blutigsten Feldzug aushalten kann ohne
sein Volck zu drücken; er hat ihnen gesagt, das, was sie hier
gesehen und gehört hatten, ihren Höfen zu berichten. —
Unser Obrist v. Werder ist Commandeur des Regiment
Larisch—5) in Thoren geworden; wir werden in kurtzem
noch 3 Avancements haben; ich bin froh, daß wir diesen
schlechten Menschen los sind. —
*) Siehe oben. Es scheint eine weitere Zulage gewesen zu sein.
**) Düroc war damals neben La dorest als Gesandter in Berlin.
x*xx) Der Herzog von Braunschweig.
) Dem Kaiserlich Oesterreichischen Gesandten. Oesterreich und
Rußland warben bekanntlich damals um Preußen.
) Jung⸗Larisch; das Grenadier-Bataillon erhielt den Maior von
Hanstein vom Regiment Pr. Ludwig Ferdinand zum Commandeur.