Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 197
Nachdem die preußischen Rüstungen des Herbstes 1805
nicht mehr Rußland galten, sondern Frankreich, war die Auf—
stellung von 3 Armeen in Westphalen, Niedersachsen und
Franken befohlen, von welcher der Herzog von Braunschweig
das „niedersächsische Corps d'Armee“ führte. Zu diesem ge—
hörte fast die ganze Magdeburger Inspektion. Das Corps
besetzte Hannover, Theile desselben, unter ihnen das Regiment
von Kleist und das Grenadierbataillon von Hanstein, bei
welchem Dalwigk stand, zogen am 26. Oktober 1805 in die
Stadt Hannover ein. Anfang Dezember konzentrirte sich das
Corps um Göttingen und bildete nunmehr nach der neuen
Armee⸗Eintheilung den „rechten Flügel der preußischen Haupt—
armee“. Ein weiteres Zeichen, daß der Gedanke eines An—
griffs in südlicher Richtung bestimmtere Gestalt gewann, ist
der Vormarsch auf Thüringen; schließlich schlug die ganze
Armee die Richtung auf die böhmische Grenze ein, nachdem
die Schlacht von Austerlitz die Gefahr noch drohender gezeigt
hatte. Als aber Oesterreich einen Waffenstillstand schloß, der
fremden Truppen das Betreten oesterreichischen Bodens unter—
sagte, blieb man zwischen Eisenach, Erfurt und Altenburg stehen.
Inzwischen war am 24. Januar 1806 die Demobilisirung
des größten Theils der Armee befohlen worden, und es wurde
der Heimmarsch angetreten; die Magdeburgische Inspektion
gehörte zu den auf Kriegsfuß verbleibenden Theilen.
Der Verlauf der Sendung des Grafen Haugwitz nach
Wien ist bekannt; er stürzte Preußen in die größte Verlegen⸗
heit, aus welcher eigentlich nur frisches Losschlagen befreien
konnte. Aus vollständiger Neutralität war man allmälig in
eine bewaffnete hineingenöthigt worden, aus dieser hatte im
Herbst 1805 sich die bewaffnete Vermittelung entwickelt; den
günstigsten Augenblick, zum offenen Kriege überzugehen hatte
man vorübergehen lassen, trotz des Potsdamer Vertrages;
auch jetzt konnte man nicht zum Entschluß kommen, trotzdem
der russische Kaiser seine auf preußischem Boden stehenden