196 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794-1807.
Louis auch um diese Zeit Urlaub erhalten könnte. Daß sein
Rogt: hat nachexerzieren müssen, thut mir leid. Daß aber
der Churfürst ein Regt: Cavalerie auf einem Platz exer⸗
zieren läßt, wo nicht eine section maneuvriren kann ist
ein Beweis, daß er nicht die geringste Kenntniß auch nur
der elementar-Tacktick u. der möglich entstehenden Unordnung
hat; wir wären ihn gern los, denn die gantze Westphälische
—
Von politischen Neuigkeiten kann ich Ihnen nicht das
geringste sagen; der König hat durch seine Festigkeit gewiß
sehr viel gutes gestiftet; mit Rußland stehen wir in dem
besten Vernehmen u. Schweden kommt gar nicht in Betracht.
Für Buonaparte läßt der König einen überaus schönen u.
kostbaren Aufsatz in der Porcellan-Fabrick verfertigen, eine
jede Vase kostet 3000 Thaler und sie sollen an Schönheit
der Vergüldung, Mahlerey u. Form alle ihre Vorgängerinnen
übertreffen. Von Paris werden 6 arabische Pferde erwartet. —
Noch eins — die Prinzes v. K. ist vorige Woche mit
einem gesunden Söhnchen niedergekommen; ein Commocédiant,
ein Jude u. ein Candidatus Theologiae streiten sich um die
Ehre der Vaterstelle. — Hier hat sie sich lange nicht sehen lassen,
denn unsern jungen Okfficiers ist sie nicht mehr hübsch genug,
die sind was besseres gewohnt, u. viele Umstände machen sie
auch nicht mit ihr. — Nun theuerster Vater leben Sie wohl;
haben Sie die Gnade mir recht bald wieder zu schreiben:
mit kindlicher Liebe und Ehrfurcht ewig und unveränderlich
Ihr treuer Sohn Alexandoer.
Von meinen Brüdern hör und sehe ich nichts. —
*) Der Churfürst von Hessen war schon seit 1797 preußischer Feld—
marschall und hatte 1801 die Westphälische Inspektion erhalten.