Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 195
verschwundene Hoffnung sich je mit ihr verbinden zu können,
brachte ihn endlich zu diesem traurigen Schrit. — Der
Or. v. Bohlen stand bey dem Regt. v. Goecking- Husaren,
ging ohne Urlaub vom Regt: u. entführte die Freulein
v. Rheden, wahrscheinlich um des Geldes willen. Boblen
mußte den Abschied nehmen, die Tochter kehrte zum Vater
zurück, da er ihr nichts geben wollte, u. sie selbst von ihrem
Manne schlecht behandelt wurde, und Boblen wurde ein
Avanturieèr, ein Spieler. Der Vater drang auf Scheidung
welche die Tochter einging; Boblen aber wiedersezte sich
steets; hielt diese Sache 5—6 Jahr hin, biß er endlich
wieder Gelegenheit fand seine Frau zu sehen, ihre alte Leiden⸗
schaft wieder aufzuregen, u. so endlich eine totale Vereinigung
u. Einwilligung des Vaters zu bewürcken. Bohblen ging nun
mit seiner jungen Frau nach Bérlin u. hielt sich auch hier
einige Tage auf, u. gleich nachdem die Gräfin Bohlen Aurich
verlassen hatte, erschoß sich der Er. Schwerin, ein junger
thätiger Mann, der allgemeine Liebe u. Achtung genoß. —
Die Nachricht, daß Fräulein Caroline v. Schönstaedt mit
Rau versprochen ist, freut mich unendlich, haben Sie die
Gnade theuerster Vater beyden meinen herzlichen Glückwunsch
abzustatten; auch Courbiere u. Bismarck empfehlen sich Rau
u. freuen sich seines Glückes. Schönstaedts sind wahrscheinlich
zu Schönstaedt?“) Wie geht es der Generalin v. Haack;
ich habe so lange nichts von ihr gehötr. — — — — —
Ob mann gleich der Zeit keine schnellere Fittige wünschen
soll, so leugne ich doch nicht, daß mir der Augenblick, wo
ich sie umarmen darf, theuerster Vater, u. von allem dem, was
während meiner Abwesenheit vorgefallen ist, smich] selbst unter—
richten kann, zu weit für meine Ungeduld entfernt ist; Ende
August oder September werde ich hier abreisen; wenn doch
) Das bis vor etwa 10 Jahren der Familie Schönstädt gehörige
Gut Schönstadt liegt 2 Meilen nördlich Marburg in Hessen.
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