Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 193 
mann v. Cornberg u. v. Robr von unserem Regt: bereits 
abgereist sind; die beyden letzteren werden auch Pyrmont be— 
suchen. Ein jeder, den seine anderweitigen Verhältnisse nicht 
hindern, verläßt jezt einen Ort, wo sich wahrhaftig wenig 
Gegenstände zur Erheiterug darbieten. Die Theurung ist 
jezt auf das Höchste gestiegen, und ohngeachtet der König 
mit großem Verlust Getreide hieher bringen läßt, u. wir in 
diesem Augenblick wohl für Mangel geschüzt sind, so ist es 
doch der ärmeren Klasse des Volckes nicht möglich ihren 
Unterhalt zu erringen: unbedeutenden Unruhen die von keinen 
Folgen sind ist daher bey einer Volcks-Menge von 40000 Seelen 
nicht immer vorzubeugen: durch die Vorfälle in Halle, Wettin 
u. Aschoersloben aufmerksam gemacht sind aber hier auch 
bessere Vorsichts-Maasregeln getroffen. Demohngeachtet aber 
stürmte vergangenen Sonnabend ein Haufen unruhiger Köpfe 
unter der Anführung der bösartigen Klasse der Höcker und 
Fischweiber das Haus eines Mehlhändlers, schlug die Thüren 
ein, schmiß die Fenster heraus und machte allerley Unfug. 
Dies war die Handlung eines Augenblicks. Es geschah 
während der Parade; indessen wurde sogleich ein Kommando 
von der Hauptwache hingeschickt, u. der Major du Jour lies 
mit 100 Mann die Straße besetzen und die Anführer sogleich 
arretiroen; seit diesem Vorfall hat die Garnison scharfe 
Patronen erhalten; unsere Leute dürfen sich nicht weit von 
ihren Compagnie Cantons entfernen, u. auf den Marckt-Plätzen 
müssen sich biß zum Mittag per Compagnie 2 2 also 
74 Musqu: (2) aufhalten. In RHalle ist ein Kornhändler 
erschlagen, und eine Esquadron vom Leib-Kürassier-Regiment 
hat die Garnison verstärckt; auch nach Wéttin ist ein Otfficier 
mit 60 Mann geschickt. In Ascherslobon haute der Lioutenant 
von Loowenklau der mit 20 Pferden commandirt war, einen 
Auflauf zu unterdrücken, einen Bürger der sich an ihm ver— 
greifen wollte, gleich nieder; das Beispiel würckte u. alles 
ging auseinander. — Der König ist mit dem Betragen des 
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