186 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807.
Der andere ist der Captain von Schlotheim,*) ein
Hesse von Geburth, u. ich müßte mich sehr irren ein naher
Verwandter der Gräfin Schlotheim. Alle die ihn kennen
nehmen an dem unglücklichen Schicksaal dieses Mannes den
wärmsten Antheil; er war vorher Gouverneur von den Printzen
Willhelm u. Heinrich,“*) kam als Captain in den Genéeral-
Staab wo er die Stelle eines Quartiermeister-Lieutenant hatte,
—
war er ein sehr angenehmer Gesellschafter. Sein Schuß ist
ihm mißglückt, er liegt seit 8 Tagen ohne Rettung, und ohne
Besinnung; die Backen sind ihm durch den Schuß gantz weg—
gesprengt, u. die Kugel hinter dem Ohr herausgegangen.
Seine Papiere hat mann in der größten Ordnung gefunden,
und man weiß sich durchaus keinen Grund dazu anzugeben;
u. er selbst ist es nicht mehr im Stande. —
Gestern ist das Regiment von Wobeser Dragoner in
unsere Nähe gerückt, der General“**) war mit mehreren Officiers
hier; heute rückt es in seine bestimmten Kantonnirungen; ich
bin auf Morgen nach Wollmirstädt, wo das gantze Officier-
Corps der Dragoner versammlet seyn wird, zu einer großen
koto gebeten, da wir aber Morgen exorcieren u. ich überdem
auf Wache komme, so kann ich nicht davon profitieren. Die
Dragoner werden nun auch campieren u. es werden ihnen
Zelte aus den hiesigen Magazinen geliefert. —
Sollte der Todt von Kannengießer Reinhardts avan-
cement befördern? in Darmstadt scheint mann sich sehr mit
Kabalen zu amüsieren. Das Calembourg hat allgemeinen
Beyfall; nur glaube ich, daß diese schön ersonnene Pointe
nicht zu wünschen wäre, denn die Französischen Printzen sind
unter die erbärmlichsten Menschen unseres Zeitalters zu rechnen,
*) In der Rangliste von 1803 steht ein Capitän von Schlottheim
als wirklicher Offizier von der Armee bei der Acadômie militaire.
*x) Der beiden mehrfach genannten jüngsten Brüder des Königs.
***) Jedenfalls wohl General von Wobeser.