Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 185
Der Genéral v. Zastrow“*) ist noch nicht nach Petersburg
abgereist, wird aber bestimmt hingehen und die beyderseitigen
Erklärungen sind nicht allein wahr, sondern auch sehr bestimmt
gewesen. Demohngeachtet bin ich fest überzeugt daß wir
keinen Krieg zu erwarten haben: einen so gefüllten Schatz
und eine so wohl organisirte Armee ladet mann sich nicht
gern so leicht auf den Hals, als die unsrige ist. Was die
Russischen Truppen betrifft so glaube ich daß ihr weiteres
Vorrücken nur durch die Demonstration der Franzosen in
Italion oder durch eine würcklich bewürckte Landung“*) ver⸗
uhrsacht werden kann. Unsere Festung, die bekannter Maßen
nicht in dem besten Zustande, u. von der vorzüglichsten Bau—
art ist, wird diesen Sommer neu gebaut. Eine unzählige
Menge der schönsten Fruchtbäume, Stauden, u. Pflanzen
gehen dabey verlohren, denn alle Wercke waren von Seiten
des Gouvernements verpachtet, u. alle Gräben, Bastions u.
Waffenplätze zu den niedlichsten Gärten umgeschaffen, u. be—
sonders in der Blütenzeit gewährten diese verschiedenen An—
lagen von dem hohen Hauptwall einen angenehmen Anblick.
Vorzüglich sollen viele Kasematten angelegt werden. —
In Berlin haben sich 2 Entleibungen zugetragen, wo
es wohl die Frage ist, ob die eine nicht zu rechtfertigen ist.
— Der Docktor Wall, einer der berühmtesten Aerzte unserer
Hauptstadt litt schon seit langer Zeit an der Brustwassersucht;
ohngeachtet selbst überzeugt, daß er schwerlich mit dem Leben
davon kommen würde, erbat er sich von den Aerzten seiner
genaueren Bekanntschaft ein Collegium medicum, dessen Re—
sultat denn auch war, daß alle Hülfe vergebens sey. Er be—
hielt darauf seine guten Freunde bey sich, tranck noch einige
Bouteillen alten Wein mit ihnen, u. nachdem sich die Gesell—
schaft entfernt hatte, nahm er sich selbst ein Leben, worinn er
nicht mehr nützen konnte, u. das ihm eine schwere Bürde war. —
General von Zastrow war Generaladjutant.
Von Italien aus in Dalmatien?