Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 181
wollt ich sagen in Arolsen) soviel ich weis nicht Sitte ist.
Das Militair trauert mit Flor über Schärpe und Feldzeichen;
die tiefe Trauer dauert 3 Wochen. Der Todt der verwitweten
Königin hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Den 27 ten vorigen Monaths wollten wir den Revers und das
große Loos auf unserem Privat-Theather geben, ein großer
Theil des Adels und viele andere Fremde waren deshalb
vom Lande in die Stadt gekommen, die Gesellschaft versammlete
sich schon, als die Stafette mit dem königlichen Befehl kam,
daß wegen dem Todt der Königin von dem Augenblick Musick,
Tantz und Comoedie auf 8 Tage unterbleiben sollte. Das—
selbe Schicksaal hatten die Officiore des Regiments Quitzow.
Die verwitwete Königin war bekanntermaaßen eine so große
Liebhaberinn vom Privattheater, daß sie gewiß einen Tag
später gestorben wäre, wenn sie gewußt hätte, daß ihr Todt
das Vergnügen eines Privat-Theaters stören würde. Sie
spielte selbst mit, und machte ohngeachtet ihres Alters alle
Rollen, männliche und weibliche, als grämliche Alte, Lieb—
haberinnen, naive Mädchen, Stutzer u. dergl. Noch kurtz vor
ihrem Ende hat sie die Rolle eines jungen Husaren-Officiers
gemacht, welches sie so sehr amüsirt hat, daß sie vor Lachen
zarnicht hat sprechen können. — Sie blieb immer in ihrem
zewöhnlichen Anzuge, und saß auf einem bequemen Lehnstuhl,
vo sie ihre Rollen ablas, die andren mitspielenden aber
mußten in gehörigem Kostüm erscheinen. Durch eine Unpäß—
lichkeit der Königin, welche sich übrigens nach ihren Wochen
ungemein verschönert haben soll, ist die Condolenz-Kur auf
den 10ten verschoben: für die Königin muß es einen unan—
genehmen Eindruck machen, dieses traurige Geschäft gerade an
ihrem Geburtstage beobachten zu müssen. Die Königin, halb—
verschleyert und in tiefer Trauer sizt auf einem schwartz be—
hangenen Trohn, rechter und linker Hand stehen die Ober—
hofmeisterinn und Hofdamen, gantz in schwartzen Krepp—
Schleyern gehüllt; ebenso in tiefer Trauer schreitet nun im