Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 179
verehrugswürdigen Greis,“) der durch seine Gegenwart unsern
vergnügten Circkel vermehrt, der Welt, und in ihm dem
Vaterlande den wärmsten Patrioten und Vertheidiger,“*) und
uns allen den schätzbarsten Freund und Gönner schenckte. Ein
unvorhergesehenes Hinderniß entzog mir das Glück diesen
festlichen Tag hier begehen zu können. Lassen Sie also in
unserem, Ihm ganz ergebenen Hertzen, den gestrigen Tag
erneuern, lassen Sie uns unsere aufrichtigen Gefühle und
Wünsche, die wir gestern im Stillen für sein Wohl gen
Himmel sandten heute mit lautem Jubel wiederhohlen. —
Lange lebe unser würdiger General von Keist, noch
viele Jahre lebe er zum Schutz zur Vertheidigung des Vater—
landes, zum Glück seiner Familie, zu unserer aller Freude,
in unserem freundschaftlichen Kreise. —
Alle: Lang lebe unser würdiger General v. Lloöeist.
Magdeburg den 11ten Märtz 1805.
Ich habe gestern Ihren gütigen Brief erhalten theuerster
Vater, wofür ich Ihnen den innigsten Danck sage; und es
freut mich herzlich daß Ihnen der meinige einiges Vergnügen
gemacht hat; ich hoffe bald wieder Briefe von dem Herrn
von Drieberg zu erhalten, und ich werde nicht unterlassen,
wenn sie nur im geringsten etwas intéressantes enthalten, sie
Ihnen mitzutheilen. — — — —
Dieser Winter ist einer der schwersten gewesen, welche
ch hier erlebt habe; alles ist im Preise aufs Höchste ge—
stiegen, so daß die ärmere Klasse des Volckes sich kaum des
Lebens erhalten konnte, und mehrere Entleibungen zur Folge
gehabt hat. Seit 10 oder 12 Tagen ist erst Thau-Wetter
*) Es war der 70Oste Geburtstag des Generals.
9) Er war der spätere Vertheidiger von Magdeburg. Er galt als
einer der fähigsten Generale, und hatte sich in den Feldzügen der 9Oger
Jahre sehr ausgezeichnet, eine harte, herrische Natur, aber körperlich schon
stark mitgenommen.