Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 165
Kinderjahre alle Sorgen des an die Zukunft denckenden
Mannes verscheucht. —
Seid Ende der Exerzierzeit, in der wir uns besonders
die Zufriedenheit unseres Erlauchten Inspocteurs erworben
haben, lebe ich äußerst eingezogen. Ich hoffe, daß mir meine
Arbeiten von Nutzen seyn werden; zu meinem Vergnügen
zeichne ich auch viel, u. wenn ich nur noch ein klein wenig
Fortschritte im Koloritt gemacht habe, werde ich Ihnen eine
kleine Arbeit von mir überschicken, vielleicht eine Ansicht von
Magdeburg, wozu ich den Plan der Stadt (nicht der Festung)
beyfügen werde, damit Sie Sich eine Idee von dem Ort
machen können, wo mich jetzt noch gegen meinen Willen das
Schicksal fesselt. —
Von Porbeck habe ich vor einiger Zeit unerwartet
einen sehr artigen Brief erhalten, in welchem er mir sagt,
daß die Organisation der Artillerie es unmöglich gemacht
hätte dieses Frühjahr die Infanterio zu vermehren, und so
gern er mich schon dieses Jahr angestellt gesehen hätte, sey
es doch vor künftiges Frühjahr nicht möglich. Ich glaube
auch würcklich, daß der Churfürst,“) bevor sich nicht die Folgen
der jetzt gepflogenen Unterhandlungen äußern, nicht wohl thut
Truppen zu errichten; die unglücklichen Vorfälle im Baden-
schen**) werden ihn noch mehr darauf aufmerksam gemacht
haben. — Daß unser Hof so ruhig dabey gewesen ist begreife
ich nicht; die Königin hat öffentlich über den Todt des Her—
zogs v. Enghien Trähnen vergossen, und die Trauer wurde
nach dem Beyspiel aller Höfe nicht einmahl angelegt; **) mann
betrauert zwar bey uns kaum den Printzen von Geblüt.
*) Der bisherige Markgraf war seit dem Reichsdeputations-Haupt—
schluß Kurfürst.
**) Bezieht sich auf die Wegnahme des Herzogs von Enghien und
die damit verbundene Gebietsverletzung.
*xx) Hardenberg sagte „seine (nämlich Preußens) dornige Stellung erlaube
ihm nicht, der alle fühlenden Herzen erfüllenden Trauer Ausdruck zu geben.“