Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

158 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 
keinen Glauben beymessen; denn unmöglich kann der Kayser 
Regimenter, welche bey Smolensk im Quartier liegen, ein 
Paar hundert Meilen marschieren lassen, um sie bloß zu 
mustern. Mann will sichere Nachricht haben, daß Russland 
sich des nördlichen Teutschland sehr thätig annehmen wird; 
es soll vorläufig in Berlin wegen eines Durchmarsches an— 
gesucht, aber nur bey dem Höchsten Nothfalle zugestanden 
worden seyn. Die Besetzung von Meppen?) soll den König 
endlich einmahl in Harnisch gebracht haben; er hat sich laut 
darüber geäußert; was helfen aber alle diese Aeußerungen, 
und Drohungen, wenn sie nicht mit ein Paar mal Hundert— 
tausend Mann unterstützt werden. Solche Eingriffe werden 
wir noch manche und stärkere erleben: ein stolzer Mann, vor 
dem, England ausgenommen, gantz Puropa kriecht, kann un— 
gestraft thun was er will. — Ich rathe Ihnen sehr Napo— 
leon Bonaparte und das französische Volck unter 
seinem Consulate zu lesen; wenn Sie es dort nicht be— 
kommen können, will ich es Ihnen schicken; es muß von 
einem sehr unterrichteten und gelehrten Staatsmann geschrie— 
ben seyn, und ist kaum noch zu haben, so wird es gesucht. 
Mann arbeitet jetzt auch daran, den Juden, deren es be— 
sonders in Preußen*) eine so außerordentliche Menge gibt, 
eine dem Staate nützlichere Verfassung zu geben, es kommen 
eine Menge Schriften darüber heraus; die vorzüglichste aber, 
welche wir bis jezt haben, ist Noses und Jesus, ein sehr 
durchdachtes, vortreffliches Werck, auch dieses empfehle ich 
Ihnen. — 
Die Rückkehr des Königs v. Schweden wird immer 
weiter hinausgesetzt, und ist jetzt im July bestimmt; er soll 
) Es scheint sich um einen der zahlreichen Übergriffe der in Han— 
nover stehenden Franzosen zu handeln. 
*5) Friedrich Wilhelm III. erließ eine Anzahl gesetzlicher Bestim— 
mungen, welche das Loos der damals noch sehr gedrückten Juden er— 
leichterte, das Staatsbürgerrecht aber noch verweigerte. (18. VII. OI.)
	        
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