148 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
werden, wo ich so manche unglückliche Stunde gehabt habe,
jst gewiß sehr drückend. Es ist unglaublich, wie der Luxus
hier gestiegen ist; alles stürzt sich in Vergnügungen, die
Equipagen bedecken gleichsam die Straßen, und kein Saal, von
dem nicht Musick ertönet. Die jungen Officiore und Elegants
rennen mit dem Strome fort, sind aber auch dafür bis über
die Ohren verschuldet.
Ich lege Ihnen theuerster Vater die Copio von dem
Brief an den Marckgrafen ein, ich wünsche, daß er Ihren
Beyfall erhalten möge; den Brief selbst habe ich an die
Fräulein v. Bodé geschickt; ich habe gestern und heute an den
Carl, die Fräulein Bode, den Rheinhardt, den Rheineck dem
Fürsten, dem Marckgrafen, dem Hertz, der Frau v. Haack, dem
Capellmeister Schmidbauer, der Abtissin Dalwigk, dem General
Geysau, und dem Capt: v. Porbeck geschrieben, und mitunter
sehr weitleuftige Briefe. Ich hielt es für fchicklich mich bey
dem Fürsten persöhnlich zu bedancken. Ich bin auf der Wache
am Südenburger Thor, es kommt uns ein wenig ungewohnt
vor; doch könnte ich meine Zeit des Nachts nicht besser zu—
bringen, um mich wach zu erhalten, als an meine besten
Freunde zu schreiben, und ihnen Beweise meines Andenckens
zu geben. Tausendmahl, mein theuerster Vater habe ich auch
an Sie gedacht, mich unzähligemal zurück nach Ihnen gesezt;*)
Ihre Väterliche Liebe und Gnade, die Sie mir in so vollem
Maaße erzeigten, wird mir unvergeßlich seyn; glauben Sie
mir, daß der Abschied von Ihnen mir sehr schwer wurde.
Gott erhalte Sie uns mein theuerster, mein vielgeliebter
Vater, und schencke Ihnen in Ihrem ehrenvollen Alter Ruhe
und Zufriedenheit, die schönsten Früchte der Redlichkeit und
Biederkeit. — Das ist mein innigster Wunsch für Sie mein
theuerster Vater beym Wechsel des Jahres, möchten Sie mir
Ihre väterliche Liebe die meine eintzige Stütze ist, nie ent—
*) Will sagen „zu Ihnen zurückversetzt“.