Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 147
eigenhändigen Brief an den Obristleutnant mit und versicherte
mir ich könnte ohne Sorgen seyn, dieser Brief würde mich
für alles schützen; er hat auch seine gehörige Würckung ge—
than. — MWerder hatte schon Befehl gegeben daß ich in Arrest
sollte; als ich mich meldete antwortete er mir gar nicht; end—
lich zog ich den Firmann aus der Tasche u. übergab ihm
denselben mit so einer gewissen Seelenruhe, das brachte ihn
denn ein wenig aus der Contenanco; er hat aber seit der
Zeit nicht ein Wort mit mir gesprochen und hat declarirt,
er wolle mich schon auf eine andere Art fassen. Sobald ich
Antwort vom Marckgrafen habe, lasse ich mich gleich bey das
Rogiment setzen. Den Mittag as ich in Braunschweig bey
dem General von Warrenstädt, den Nachmittag war ich bey
dem General Griesheim,“) er stand vorher bey unserm Regi-
ment Herzog u. ist ein Schwager von dem Kapitän von
Cornberg, und den Abend bey dem Kammerherrn von Bodé.
Die beyden Darmstädtischen Printzen haben mich sehr amüsirt,
es sind zwey rechte artige Kinder, so wohl erzogen, so be—
scheiden, und für ihr Alter voller Kenntnisse. Der H: v.
Bodé geht mit ihnen auf eine so liebreiche Art um, ein
Blick von ihm, oder einem Hofmeister, den er noch bey sich
hat, und sie wissen, was sie zu thun haben. — Der ältere
Printz ist auf Reisen, er hat über den plötzlichen und un—
glücklichen Todt seines guten Freundes, des jungen Grafen
von Haugwitz, des Sohnes von unserem Minister, der sich
vor einiger Zeit in seinem 18 ten Jahre wegen einer Fräulein
von Bodmer in Braunschweig erschoß, Krämpfe bekommen.
Ich kann Ihnen nicht sagen theuerster Vater wie mir Magde—
burg zur Last ist; ich kann doch nun einmal nicht hier bleiben
und so wider meinen Willen an einem Orte aufgehalten zu
*) August Heinrich von Griesheim aus Netzschkau, einem Gries—
heimschen Gute bei Leipzig, 1800 in Braunschweigische Dienste überge—
treten, heirathete die Tochter des Regierungs-Präsidenten von Kornberg
auf Lübbecke und Richelsdorf.