Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 135 
Der Printz Louis wohnt diesen Winter in Schricke“), 
ein Gut eines Herrn v. Alvensleben, wovon er die sehr schönen 
Wohngebäude gepachtet und neu meublirt hat, um sich während 
der Saujagd dorten aufzuhalten. Um nicht zu einsam zu leben 
hat er eine liebenswürdige Gesellschafterin bey sich, eine 
Demoiselle Fromme, **) aus Berlin, ein feines gebildetes 
Mädchen, und seit dieser Zeit heißt er Ludwig der Fromme. 
Er hat in Leipzig für 13000 ⸗ Meubles, Plateaus (7?) 
Frumeaux etcet gekauft, überhaupt eine Menge Sachen die 
er mir gezeigt hat und die seinem Geschmack Ehre machen. 
Wenn er in die Stadt kommt, bin ich gewöhnlich bey ihm, 
er ist sehr gnädig gegen mich. Sobald er wieder herein kömmt, 
werde ich zu ihm gehen und ihm sagen, daß Sie so gütig sind 
ind sich um einen Schweis- oder Pirrschhund bemühen wollen; 
er wird sich sehr über Ihr Andencken freuen, indem er sehr 
piel auf Sie häst. —— — — — — — — — — — 
**x) Ich lebe in einem Staate, der vielleicht einer der auf— 
geklärtesten ist; allein mann erwähnt die Mißheyrathen nicht 
mehr in Hinsicht des Standes, sondern der verschiedenen Ver— 
hältnisse wegen, worinn vielleicht die eine oder andre Person 
an und vor sich ist. Daher heyrathen häufig Fräuleins ) 
Kaufleute, Grafen Demoisolles; selbst der verstorbene Minister 
v. Werder hat seine Tochter einem Prediger in Steglitz nicht 
versagt, — eine sehr feine gebildete Frau, die sehr glücklich 
lebt. Kann der Mann seiner Charge halber bey Hofe er— 
scheinen, so ist die Frau nicht davon ausgeschlossen; selbst die 
*) Nördlich Wolmirstedt. 
*8) Sie wurde die Mutter der beiden Wildenbruchs, Sohn und 
Tochter, war also die Großmutter des bekannten Dichters. 
*x) Bei den nachfolgenden Betrachtungen handelt es sich um die 
Heirath eines Verwandten, welche nicht den ungetheilten Beifall der Fa— 
milie fand. 
) „Fräuleins“ hießen damals nur adlige junge Damen; die bürger⸗ 
sichen hießen Demoiselles.
	        
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