Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 131 
braucht.) — Er wollte mich durchaus bey sein Regiment 
nehmen, allein ich habe es auf eine vorsichtige Art immer ab— 
gewendet: mann muß sich nie auf die Gnade eines Printzen 
erlassen, da sie größtentheils nur immer Laune ist; doch ist er 
königlicher Printz und wird gewiß in der Folge einen sehr 
zroßen Einfluß haben, und ich würde mich glücklich schätzen, 
venn ich mir seine Aufmerksamkeit erhielte. 
Auf Wissenschaften wird jezt in der Armee gantz außer— 
ardentlich gesehen, und ich glaube schwerlich, daß irgend ein 
Dorps*v) existirt, das sich so sehr bemüht Vorurtheile die mann 
vielleicht gegen dasselbe hatte, von sich zu entfernen, und das 
eigenthümliche rauhe des Standes abzulegen. Wir haben in 
der Armee die vortrefflichsten Lehranstalten, und die vor— 
züglichste für schon unterrichtete Officiere ist in Berlin unter 
der Aufsicht des Obristlieutenant Scharnhorst von der Artillerie 
errichtet.xx) Ich werde Ihnen nächstens einen Plan des 
Unterrichts schicken; der Cursus dauert 3 Jahre. Von allen 
Regimentern der Armee gehen Okficiore die Winterhalben 
Jahre nach Berlin wozu der König eine verhältnismäßige 
Unterstützung gibt. — Ehe ein Ofkizior nach der jetzigen Ein⸗ 
richtung zugelassen wird, muß er sich einem ziemlichen strengen 
Examen in allen Kriegswissenschaften unterwerfen; mein ein— 
ziges Bestreben ist daher, wenn ich einmahl Gelegenheit habe, 
vor diesem Unterricht profitieren zu können, ein solches 
Examen gut bestehen zu können, wehe aber dem welcher nicht 
) Der Prinz hatte später in Schricke, einem Alvenslebenschen Gute 
Siehe weiter unten) eine große Meute. 
**) Nämlich Offizierkorps. 
**x) Im Jahre 1801 war Scharnhorst dem General von Geusau, 
dem Leiter der Berliner Militärschule, einer Schöpfung Friedrich des 
Großen, beigegeben worden. Sie hieß von nun an „Lehranstalt für junge 
Infanterie- und Cavallerie-Offiziere in den militärischen Wissenschaften zu 
Berlin“ und wurde bald umgestaltet und bedeutend erweitert. Aus ihr 
zrwuchs die jetzige Kriegsakademie.
	        
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