Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 127
Seine Briefe bringen bald Außerungen großer Sorge
für die Zukunft Deutschlands, im besonderen seines Adoptiv—
Vaterlandes Preußen, bald des felsenfesten Vertrauens auf
die Tüchtigkeit der preußischen Armee, welche alle anderen
übertreffe. Inzwischen ist seine Zeit reichlich ausgefüllt durch
den Dienst, der ihm häufig Sonder-Aufträge außerhalb der
Stadt bringt, und durch eine augenscheinlich sehr rege Gesellig⸗
keit. Man begann sich sicher zu fühlen, als man sah, daß
nichts die Neutralität Preußens erschüttern konnte. Das aus
kriegerischen Thaten entstandene Selbstgefühl führte zu selbst—
zufriedener Sicherheit. Der Wohlstand, der inmitten der krieg⸗
führenden Staaten beständig stieg, führte eine behagliche, augen⸗
scheinlich oft üppige Lebensweise herbei, die auch die Offizier⸗
korps nicht ganz unberührt ließ. Die sogenannte Aufklärung
und die aus ihr entstehende falsche, erschlaffende Humanität
begann die straffe altpreußische Zucht zu lockern. Nur auf
den Exerzir-Plätzen herrschte nach wie vor das Commando
und die eiserne Disciplin, wie immer.
Endlich wird im September des Jahres 18085 die Mobil—
machung ausgesprochen, welche von der Armee wie eine Er—
lösung begrüßt wurde, und thatsächlich in einem, wie oben
geschildert, für Preußen günstigen Augenblicke erfolgte.
Magdeburg den 6 ten September 1802.
abgeqangen den 6 ten October.
— — — — — Ich habe mir durchaus
vorgenommen, nicht durch den gewöhnlichen Schlentrian im
Regiment zu avanciéren; ich lasse mir nichts verdrießen, und
arbeite von Morgen biß den Abend. Was ich in jeder Hien—
sicht zu meinem Nutzen anwenden könnte, ist die Errichtung
neuer Regimenter; ich werde nichts unversucht lassen, um
mit ansehnlicher Avantago wenn ich irgend dadurch Ihren
Wünschen nicht entgegen bin. bey einem neuen Regiment