Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 125 
Der Staat, welcher sich allein seit langen Jahren des 
Friedens erfreute, sollte „nicht den Wechselfällen einer ener— 
gischen Politik ausgesetzt werden.“ 
Rußland brach nun offen mit Frankreich und begann 
an dem Bunde mit Oesterreich und England zu arbeiten, wo— 
raus sich der Krieg der 3. Coalition entwickelte, welcher auch 
Schweden beitrat. Große russische Truppenmassen sammelten 
sich an der preußischen Grenze; Alexander machte noch einen 
letzten Versuch, Preußen für die Coalition zu gewinnen, dann 
erklärte er, Preußen das Recht nicht zuerkennen zu können, 
die Grenzen gegen den Durchmarsch zu sperren; er verstärkte 
noch die Truppen an der Grenze, um nöthigenfalls Preußen 
zum Beitritt zu zwingen; und zugleich sollte ein in Schwedisch— 
Pommern landendes Corps Hannover angreifen. Napoleon 
bot nun Preußen Hannover an, um es dadurch seinerseits zu 
zwingen, seine Neutralität aufzugeben und es zu sich hinüber 
zu ziehen, und machte auch auf die mögliche Erwerbung von 
Schwedisch-Pommern aufmerksam. Als Alexander jetzt immer 
stürmischer in seinem Drängen wurde, um den König mit 
fortzureißen, gleichzeitig aber von Napoleon ein Schutz- und 
Trutzbündnis angeboten wurde, bedeutete man Ersterem, man 
werde sich dem Durchmarsch mit Waffengewalt widersetzen, ja 
sich gegebenenfalls auf die französische Seite werfen. Die 
Mobilmachung wurde im September angeordnet, die Zu— 
sammenziehung der Armee an der Weichsel befohlen. Aber 
auch die französischen Anträge wurden zurückgewiesen, alles 
der einmal beschlossenen Neutralität wegen. 
Da erfolgte der Durchmarsch Bernadottes durch das ans— 
bachische Gebiet. Dies veranlaßte endlich die Aufstellung der 
Armee in Westphalen, Niedersachsen und Franken sowie die 
Besetzung von Hannover, gleichzeitig die Offnung der Grenze 
für die Russen, also einen vollständigen Frontwechsel. Alles 
aber sollte nur zur Erhaltung des Friedens dienen, denn von 
dieser drohenden Position aus wurde in Unterhandlung mit
	        
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