122 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
sicherte ihnen, er sey nichts weniger als ein großer Mann;
sie sollten treu und fleißig seyn, so würden sie es eben so
weit bringen; vor allen Dingen aber rieth er ihnen einen
ewigen Haß gegen die Franzosen an. Des Nachmittags lies
er unsren Juncker O'Carhol rufen, unterhielt sich lange mit
ihm, und hat ihn in dem Haß gegen die Frantzosen sehr be—
stärckt. Des Nachmittags um 4 Uhr passirte er bey mir
wieder aus; ich erzeigte ihm alle möglichen Militairischen
Ehrenbezeugungen: das Ufer der Elbe am Werder“) war ge—
drängt voll Menschen, er fuhr unter dem lauten Vivat des
Volckes ab; er stand allein mit abgenommenem Huth auf dem
Verdeck der Gondell; eine Menge Kähne begleiteten ihn, und
einer kam quer vor die Gondell, sodaß er schon umschlug,
allein es rettete sich alles bey Nelson auf's Schiff und er
nahm sie sehr gütig auf. Die Hamilton muß hoch in die
30 seyn**), allein eine Frau voll Feuer, der mann noch
gantz die Schönheit der Jugend ansieht; sie ist etwas starck. —
Ich finde, daß sie dem Gemählde von Tischbein sehr gleicht.**)
Ich kann Ihnen nicht sagen, lieber Vater, wie viel mir die
Bekanntschaft, wenn ich les] so nennen soll, dieser Menschen
werth ist; es ist eine sonderbare Empfindung, die sich uns
bemeistert, wenn wir einen so großen Mann sehen. Aber wie
charackterisirt sich der Engländer! — Mann sagt allgemein, daß
wenn der Krieg wieder angeht, wie mann nicht ohne Grund ver—
muthet, so würden wir thätigeren Antheil nehmen als bißher;
in einem andren Falle werden Gesandte nach Luneville)
) Der nördliche Theil der Elbinsel bei Magdeburg, ein Volks—
belustigungsort.
*x) Sie wurde 1761 geboren und starb 1815.
*x*) Von der Lady Hamilton, als einer berühmten Schönheit, gab
es zahlreiche bildliche Darstellungen; welches Bild Dalwigk meint, ist nicht
zu ermitteln, denn Tischbein scheint sie mehrere Male gemalt zu haben.
F) Hier wurde am 9. I. 1801 der Friede geschlossen, der Deutsch—
lands Schicksal besiegelte.