120 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
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uinsres verewigten Feldmarschalls auch zugleich seinen Nach—
olger wissen zu lassen; wenn da die Hamburger Zeitung schon
bessere Nachrichten hat als wir, so wird die meinige zu spät
kommen. Wir haben bißher nur Vermuthungen, die aller—
dings Kleisten zu unserm Cheff und Gouvernour machen und
dem P: Wilh: v. Braunschweig das erledigte Kleistsche Regi—
nent“ꝰ) geben; andre wieder sagen, daß wir den P. v. Oranien**)
als Cheff und Gouverneur begrüßen würden, allein von allem
diesem ist noch keine Gewißheit. —
Mit welcher Resignation und Gelassenheit der alte Mann
seinen Geist aufgab, kann ich Ihnen nicht sagen, wir haben
ihn sehr ungern verlohren, und es war kein Officier der an
seinem Grabe ihm nicht eine Trähne geweint hätte. Der Feld—
marschall starb an einem Leberschaden, der ihm die fürchter—
lichsten Schmertzen veruhrsachte, allein er eußerte sie nur
seinem Arzt, um den Kummer seiner Verwandten und Freunde
nicht noch zu vermehren. Er fühlte des Nachmittags schon,
daß sein Ende herannahe, und lies sich aus seinem Bette auf
einen Stuhl mit unsäglicher Mühe und Schmertzen bringen;
hierauf lies er sich waschen, frisieren und gantz in Uniform
mit Stieflen und Sporen, ausgenommen den Rock, welchen
er zu schwach war anzuziehen, ankleiden. Er sagte, sein Plan
sey so zu sterben und bat, ihn nach seinem Tode nicht an—
zurühren; so blieb er biß 9 Uhr des Abends, wo die Krämpfe
ihn nöthigten, die Stieflen auszuziehen; er sprach während
dieser Zeit unaufhörlich, und unterhielt sich sogar mit dem
Rath Funck über Schulsachen und seine außerordentlichen
Schmertzen eine sehr lange Zeit lateinisch biß kurtz vor seinem
Todt; hierauf nahm er den Rapport von einer Desertion an,
erkundigte sich genau nach allen Umständen, und machte noch
P Beides trat ein.
*) Wohl der Erbprinz, spätere König der Niederlande, der Schwager
König Friedrich Wilhelms III.