118 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
es die Franckfurter sich erkühnte, der Welt bekannt zu
machen;*) sondren der Obristlicutenant v. Massonbach**)
hat ihm den Befehl des Königs nach Hamburg überbracht
und ihn hierher begleitet. — Ich habe einigemahl bey ihm
gegessen, und mußte mit ihm und Bismarck Ihre Gesundheit
in altem 26er Hochbeimer trincken. Sie können sich
dencken theuerster Vater welches angenehme Geschäft dies für
mich war; er erkundigte sich sehr oft nach Ihnen und hat
mir jedesmahl aufgetragen Sie zu grüßen; er erinnert sich
noch sehr lebhaft seines Aufenthalts im Waldecokschen; seit
dem May ist er nicht mehr hier; die Messe über war er in
Leipzig, mann sagt, um sich mit der Princoss v. Courland***)
zu vermählen, allein der König soll diese Verbindung aus
politischen Gründen nicht zugegeben haben; anjezt hällt er
sich incognito in Berlin auf und wird es bey der Zurück—
kunft des Königs verlassen, um nach dem Carlsbad zu gehen.
Ich finde es höchst unzweckmäßig, einen Herrn wie er, von
solchem außerordentlich lebhaftem Temperament und so aus—
gezeichneten Talenten in die Wüsten von Westphahlen ) zu
verbannen; Beschäftigung muß er haben und die kann er
nicht allein auf jenen Bauerschaften finden. —
2) Es war eine Verbannung, aber die Ursache war bedeutend
harmloser, als von Übelwollenden behauptet wurde. Prinz Louis stand
bei dem Observationskorps in Westphalen und besuchte aus langer Weile
häufig Hamburg, wo sich eine große Anzahl Emigranten zusammenge—
funden hatte, die ein sehr lockeres Leben führten. Der Prinz hatte sich in
dieser leichtlebigen Gesellschaft sehr wohl gefühlt, aber viele Schulden gemacht,
sodaß der König ihn abberufen ließ. Der Prinz war übrigens Domherr
von Magdeburg mit einer Revenue von 20 000 .
**) Der spätere Generalstabschef des Fürsten Hohenlohe.
***) Vielleicht Marie Christine, geb. 1779, Tochter des verstorbenen
Herzog Carl von Curland, dessen Land, nachdem es bisher unter polnischer
Lehnsherrschaft gestanden hatte, 1795 an Rußland gekommen war. M. Chr.
war katholisch. Die Abneigung des Königs gegen diese Partie wäre verständlich.
) Das Regiment Prinz Ludwig Ferdinand stand ebenfalls noch
in dem Cordon und zwar in der Gegend von Hoya.