Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 117
nicht vorenthalten wollen, habe ich meine Abreise den 17ten
Juny angesetzt. — — —
Unsere Exerzierzeit war die strengste die ich biß jezt noch
erlebt habe. — *) Die Unrichtigkeiten die während der General
Thadden unsere Inspection hatte, sich vielleicht eingeschlichen
hatten, war mann allgemein bemüht mit einemmahle wieder
abzulegen, da bey dem scharfen Auge des Hertzogs nicht die
geringste Kleinigkeit durchgeht; er exerziert eußerst genau und
strenge, allein alle seine Befehle und Instructionen sind so
deutlich gefaßt, daß sie für jeden verständlich sind.
Unser Regiment formirt auf gewisse Art 2 Corps,
nehmlich die Mousquetier und Grenadier: wir *) sind gantz
von dem Regiment getrennt und haben auch allein exerciert;
mit dem Grauen des Tages waren wir schon auf dem
Exerzierplatz, biß den Mittag gearbeitet, und den gantzen
Nachmittag ebenso. Ob wir gleich solche ausgesuchte Leute
haben, so hat es denn doch unendliche Mühe gekostet, biß
daß sie unter einen Huth gebracht waren, indem sie von
allen Compagn: des Regiments genommen sind, und mit
einem wohlgestalteten breitschultrigen Körper nicht immer
Verstand und Adresse verknüpft ist. Indessen ist unser Fleiß
helohnt, da wir die vorzügliche Zufriedenheit des Hertzogs
uns erworben haben. — Der Hertzog (der Prinz Louis nennt
ihn das Wunder der Welt) ist wie Sie wissen jetzt in
Westphalen, um die Demarcation zu bereisen, von der das
—
zurückkehrt, es bleibt aber auf seinem Feldetat. —
Sie werden aus den Zeitungen wissen, daß unsere
Festung dem Printzen Louis zu seinem künftigen Aufenthalt
angewiesen ist, allein nicht unter solchen Umständen, wie
*) Die Magdeburgische Inspektion war die des General von Saldern
gewesen, des berühmtesten Exerziermeisters seiner Zeit.
*8) Wir, d. h. die Grenadiere, bei welchen Dalwigk stand.
2**). Aschersleben, Oschersleben, Kroppenstädt.