Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 
geachtet ihrer Verwüstung noch schön ist, stehen die Früchte 
nicht zum Besten; ich glaube, daß die Leute zu sehr ihre 
Arbeit auf den Weinbau verwenden, an dem sie mehr Vor— 
theil finden. — Die Verwüstungen der Frantzosen sind ganz 
unbeschreiblich; weit und breit sind alle Alleen, von hundert— 
jährigen Linden, welche ann. 1686 gepflanzt sind, alle Obst— 
bäume, von denen viele Bauren ihre Nahrung zogen, ab— 
gehauen, von denen mann noch die Stämme siehet und auf 
ihre ehemalige Größe urtheilen kann. Allein in Kostheim“*) 
von dem wieder einige Häuser, die aber wie Fischer-Hütten 
aussehen, aufgebaut sind, haben Bauren blos für Quetschen**) 
300 A eingelöst. Diese abgehauenen Bäume haben die 
Frantzosen um Kastel und gantz Maintz so in die Erde ge— 
schlagen, daß die Spitzen der Reiser auswendig herausstehen, 
und es beinahe nicht möglich ist durchzukommen. Von den 
verwüsteten Weinbergen sind einige wieder angepflanzt, diese 
tragen aber erst in 5 biß 7 Jahren; auf welche ist Weitzen 
gesäet; viele aber liegen noch unbebaut. — Ich kann nicht 
sagen, daß mir Maintz gefällt; es ist eine alte Stadt, die in 
lauter Winkelgassen gebaut, jedoch findet man sehr schöne und 
große Gebäude, sie liegen aber versteckt, und verlieren dadurch 
sehr. — Als ich dann hier ankam, fragte ich nach dem Hof— 
rath von Dalwigk; kein Mensch aber wußte, daß er hier sey; 
ich ging auf die Brief-Post, aber auch hier konnte ich nichts 
erfahren; ich lief wieder herum u. fragte Leute, diese erkundigten 
sich wieder bey andern, und nachdem ich 3 Stunden herum— 
gelaufen, hörte man auf den Straßen nichts als den Nahmen 
Dalwigk. — Endlich wurde denn zum Glück mein Name mit 
Malmenich vertauscht und durch diesen, der ein sehr guter 
Freund von Carl ist, wurde ich zu ihm gebracht. Ich kann 
sagen, ich habe einen Bruder an ihm gefunden. — Biß jetzt 
*) Kostheim hartostlich Mainz am Main gelegen. 
5*) d. h. Zwetschen.
	        
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