Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 111
Was sagen Sie theuerster Vater zu den Vorfällen in
Rastadt*) und in Italion; es steht ein Gewitter über uns,
das einmahl fürchterlich losbrechen wird; es freut mich daß
der Französische Stolz gedehmütigt ist, allein daß es Russen
thaten, das ärgert mich;* es herrscht jezt in den Unter—
nehmungen der Alliirten eine Energie, die wenn sie sie 7 Jahre
früher gezeigt hätten, so viele Staaten von ihrem Ruin hätte
retten können; ob sie aber nicht jezt von neuem, furchtbar
und stolz auf ihre Siege und Stärcke, wieder schwächere mit
Gewalt in ihr Interesseo verflechten werden, will ich dahin ge—
stellt seyn lassen. Mann glaubt hier, daß die Zusammenkunft,
welche der König mit dem Churfürsten von Bayern haben
wird, nicht ohne Folgen seyn wird. Während der Anwesen—
heit des Königs habe ich mit dem Capt: v. Jagow über
Reinhardt gesprochen; er sagt, es käme alles darauf an, ob
er dem König gefiel; ich sollte dencken, daß Sie durch Ihre
Donexions in Cassel selbst durch den Landgrafen eine Emp—
fehlung erhalten würden, die auf keine Fälle fehl schlagen
würde. — Das eintzige anstößige sagt Jagow ist daß er schon
so hoch herauf ist. Wir haben in unserer Armee noch eine
sehr nützliche Veränderung zu erwarten; nehmlich die Generals
als Chefs der Regimenter gehen ein, und die Obristen werden
Ohofs; **5), hingegen werden aus der Armee die geschicktesten
Köpfe ausgesucht, die in den Stab) kommen, und aus diesen
werden die comandirende Generals genommen, die sich denn
auch beständig in Potzdam aufhalten. Sie werden unstreitig
den Obristlout: v. Kleist Ad: vom Hertzog“) in Cassel
) Es ist der Rastadter Gesandtenmord gemeint.
*) Die glänzenden Erfolge Suworows in Italien.
**x) Diese Maßregel wurde erst nach 1806 eingeführt, wenn auch
anders, als D. es meinte.
) Generalstab.
5) Herzog von Braunschweig.