Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 109
Regiment sehr; den 26ten hatten wir Special- und den 27ten
deneral Revue,*) den Iten Tag seines Hierseyns war ein
großer Ball beym Genéral wo ich auch war, und den 2ten
Tag ging er in die Comoedie, wo die Madame Weéeischuki
eine sehr schöne Rede hielt, und hierauf unser Volckslied vom
gantzen Publicum gesungen wurde; es machte einen sehr guten
Dffect und unser Königliches Paar soll sehr gerührt gewesen
seyn; aus der Comoedie ging die Königin auf die Resourco,
tanzte aber nicht. —
Daß ich die Schützen commandire,“*) hat mir besonders
die Exerzierzeit über unendlich viel Vergnügen gemacht. —
Ich war selten beym Regiment, sondern ich ging mit den
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weg, wo wir gutes Terrain fanden, um Maneuvres zu machen,
die unsrem Dienst angemessen waren; der Major v. Werder
der im gantzen comandirto war mit meinen Dispositions sehr
zufrieden. Die lezten Tage habe ich die Schützen nach der
Scheibe schießen lassen***) und da ich des Döller-) seine
Theorie noch so ziemlich im Kopfe habe, so habe ich sie ihnen
soviel wie möglich beygebracht, und die Leute haben auch
würcklich recht gut geschossen. Ihre Anhänglichkeit zu mir,
die sie mir bey jeder Gelegenheit zu zeigen bemüht waren,
*) Die Spezialrevue war eine Detail-Besichtigung, etwa wie unsere
Musterung, während die Generalrevue die Exerzier-Besichtigung war.
**) Die Schützen wurden nach einer besondern Vorschrift vom Jahre
1787 ausgebildet und sollten lernen: Spitzen, Patrouillen, Seitendeckungen
usw. zu machen, sich im Gelände zu decken, vor allem selbständig als
einzelner Mann sich zu vertheidigen u. andre zu unterstützen; im Gefecht
waren sie Tirailleurs. Es ist der erste Versuch der Individualisierung
des Mannes in jener Zeit.
*45) Es gab 10 Schützen pro Compagnie, die jährlich 60 Patronen
nach der Scheibe verschossen. Die Schießübung fand unmittelbar nach
der Revue statt und dauerte 14 Tage. Die übrigen Leute feuerten nur
hlind, um sich ans Feuern zu gewöhnen.
) Wohl ein alter Förster der Familie Dalwigk.