Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 103
solchen unglücklichen Zufall unter der Hand oder von einem
Fremden erfahren würde. Wie sehr ich mich an Ihre Seite
sehne, ist mir unmöglich Ihnen zu sagen, und ich werde nicht
eher ruhig seyn biß ich ein Paar Zeilen von Ihnen habe.
Sie haben der Pagenstechern geschrieben daß Sie nicht viel
Schmertzen empfanden und daß der Bruch nicht gefährlich
sey; allein ich weis Sie können viel ertragen, und um denen
keine Sorge zu machen, denen es mitbetrifft, haben Sie sicher
Ihre Schmertzen unterdrückt. Ich hoffe Sie haben einen
guten Wundarzt aus Kassel, wo es dorten wohl nicht an
fehlen wird, und sind nicht genöthigt, sich einem Arolser
priviligirton Chartatan anzuvertrauen. — Indessen theuerster
Vater verzeihen Sie mir, wenn ich Sie inständigst anflehe,
Sich ja recht in acht zu nehmen. Die geringste Kleinigkeit
oder Bewegung inflamirt oft eine solche Bruch-Wunde, oder
ist dem Wundfieber, das auch nicht ausbleibt, gefährlich. —
Wenn Sie es erlauben, daß ich Sie nach der Revue auf
einige Tage besuche, um mich selbst von Ihrer völligen
Wiederherstellung zu überzeugen, so hat sich mir vortreffliche
Gelegenheit dargebboten. Der Oberamtmann Bennecke, der
Vater von der Cammerräthin Wanschaf in Kanstein,“*) hat
mir sagen lassen, daß Sie und H. v. Schönstädt seine Tochter
besucht hätten; sie hätte sich sehr geschmeichelt durch den
Besuch gefunden, und wäre besonders erfreut gewesen, Sie
als meinen Vater kennen zu lernen. — Er bittet mich da er
im Juny seine Tochter wieder besuche und er mit seiner
eigenen Equipage reise, doch noch einen Platz in seinem Wagen
anzunehmen, und sein Begleiter zu seyn; ich habe ihm für sein
gütiges Anerbieten herzlich gedanckt, und habe ihm gesagt, daß,
da Sie das Unglück gehabt hätten, den Fuß zu zerbrechen, es
mein eintziger Wunsch wäre, diese Reise zu machen; und wenn
Sie nichts dawieder hätten ich mit dem größten Vergnügen
sein Begleiter seyn würde. Unser Rekruten Exerzieren ist
2) In Waldeck gelegen, jetzt im Besitz der Freiherrn v. Elverfeldt.