Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 3
hängt; er hatte gestohlen, wurde gesetzt“) und der Fürst von
Solms verschwendete über 1400 45 für das Recht, diesen
Menschen morden zu lassen. In Nauheim wurden die Pferde
verwechselt, und ich wendete diese Zeit an, um dieß außer—
ordentlich große Saltzwerck zu besehen; es hat 28 Pfannen;
überhaupt siehet es wie eine Stadt aus; die Frantzosen haben
nichts beschädigt.“) Des Mittags um 1 Uhr kam ich in
Franckfurth an; ich stieg vor dem Thore ab, um das Monu—
ment, welches der König v. Preußen den braven Hessen P) er—
richtete, zu sehen; es steht auf mit Kunst wild über einander
gethürmten Steinen, und ist von schwartzem Marmor mit
grünen Feldern; es nimmt sich sehr gut aus.
Nun fuhr ich in Franckfurth ein; ich muß sagen, es hat
meine Erwartung übertroffen; ich sahe keine Heuser von
Privatleuten, sondern Palläste, welche Könige bewohnen könnten.
Etwas schöneres als das Schweitzersche7) Haus kann man
sich nicht vorstellen. Der Luxus aber in Franckfurth ist über—
trieben; selbst über Tische wurde es von Franckfurthern gesagt.
Nachdem ich mich 2 Stunden hier aufgehalten hatte, und die
Stadt besehen, miethete ich einen Hauderer, der mich in 44
Stunden nach Maintz fuhr; so gerne ich auch geschwind mich
an Ort und Stelle bringen lies, ebenso gerne hätte ich meinen
Fuhrmann gantze Stunden auf einem Flecken halten lassen,
um an dem Anblick der schönsten Gegenden mich so recht zu
weiden. — Auch hier in der Gegend von Maintz, die ohn—
) gefangen gesetzt.
*) Im Oktober 1792 hatten die Franzosen unter Cüstine nach der
Einnahme von Frankfurt ihre Raubzüge bis Nauheim ausgedehnt, waren
aber dort auf ungemein hartnäckigen Widerstand der hessischen Bevölkerung
gestoßen.
) Für die mit großer Tapferkeit ausgeführte Erstürmung des Fried⸗
——
) Das Haus der Frankfurter Patrizier-Familie von Schweitzer;
eine Tochter aus diesem Hause war mit dem Prinzen Aug. Wilh. von
Sam⸗-Wittgenstein-Berleburg vermählt.