100 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Mit Aufmerksamkeit folgt er nach wie vor den politischen
Vorgängen; auch entgehen seiner kritischen Beurtheilung trotz
seines jugendlichen Alters nicht die großen Unterschiede in
der Kriegführung gegen früher.
Dazwischen erzählt er Vorgänge aus dem Garnisonleben,
den Besuch des Königspaares in Magdeburg, die Verbannung
des Prinzen Louis Ferdinand dorthin, den Tod des Feld—
marschall von Kalckstein, seines verehrten Chefs, die Durch—
reise des Admiral Nelson mit der Lady Hamilton u. a.
Magdeburg den 20ten Septemb. 1798.
Ob ich gleich mit dem übelsten Wetter zu kämpfen hatte,
wodurch die abscheulich schlechten Hartzwege noch verschlimmert
waren, bin ich doch ohne den geringsten Unfall hier angekommen.
Ich reiste Tag und Nacht um zur rechten Zeit beym Regiment
zu seyn, und traf denn auch einen Tag vor Endigung meines
Urlaubs hier ein. Ich kann nicht anders sagen als daß ich mich
durch die gewiß wahre Freude meiner Cameraden sehr ge—
schmeichelt fand, die sie alle bey meinem Wiedersehen deutlich
zeigten. —
Auf meiner gantzen Reise, besonders in den düstern
Thälern des Hartzes, waren meine Gedancken nur damit be—
schäftigt wie es mir irgend einmahl möglich sey, Ihrer unend⸗
lichen Güte und Nachsicht mich einmahl würdig zu machen:
und dort wo ich mich nur mit Dencken beschäftigen konnte,
habe ich einen Plan entworfen, nach dem ich nie mit solchem
klopfenden Hertzen nach Ihnen zurückehren werde. Nie
theuerster gütigster Vater werde ich vor Ihnen erscheinen, wenn
des geringsten Vorwurfs ich mich schuldig gemacht haben sollte:
Ihre unendliche Güte und Vergebung war zu fühlbar, zu
groß, als daß ich nicht alle Kräfte aufbieten sollte, um mich
m geringsten nur danckbar bezeigen zu können. —