Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

96 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 
die mich alle auf das freundschaftlichste empfingen; ich hätte 
müssen tausend Ohren haben um alles das znu hören, was 
mir so viele Stimmen erzählten; das angenehmste von allem 
war mir zu hören, daß ein Lieut: Wackernagel*) vom 
4. Batt. gestorben, und des Grafen v. Dohna**) Abschied 
täglich erwartet wird; ich hoffe nun in 14 Tagen Okfficier 
zu seyn. — Der Geneéral war sehr freundlich, behauptete, ich 
sey gewachsen, und es war ihm lieb, mich so wohl wieder 
zu sehen, da mann mich schon für todt gehalten. — Bey 
dem Capt: v. Bennigsen fand ich die gute Aufnahme, die 
ich bey einem so braven Mann erwarten konnte: ich wohne 
mit ihm in einem Hause, bin alle Tage bey ihm, und er 
für seine Person kömmt öfters des Morgens zu mir herauf. 
In Braunschweig erfuhr ich daß die Kaiserin“**) gestorben sey; 
ich habe mich wie ein ächter Preuße über den Tod dieser 
zefährlichen Feindin unseres Hauses gefreut. Der Kaiser) 
hat unserm König die untrüglichsten Beweise seiner Zuneigung 
zegeben; auch sind schon Garde-Uniformen von Berlin nach 
Petersburg abgehohlt, und ich traf hier die Fuseliers in 
Russischer Uniform; das heißt: in kurtzen grauen Jacken, 
langen grünen Beinkleidern, roth besetzt, kurtzen Stieflen, u. 
einem halbaufgeschlagenen Huth mit einer schwartzen Feder, 
das Faschienen-Messer und die Patronen-Tasche an schwartzen 
Riemen über die Schulter hängend. — 
Der Printz Wilhelm von Braunschweig hat in Halloe, 
wo er als Comandeur des Regiments v. Thadden stehet 75) 
einen sehr unangenehmen Vorfall gehabt; ein Student fährt 
Siehe Anlage Ib. 
Siehe Anlage Ja. 
Kaiserin Kathariua II von Rußland. 
) Peter III war ein fanatischer Verehrer der preußischen Armee, 
und von phantastischen Begriffen erfüllt. Der Austausch von Uniformen 
scheint aber nichts Neues gewesen zu sein. Wir kennen ja auch ähnliche 
Vorgänge. 
14) Seine Versetzung wurde oben erwähnt.
	        
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