Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 95 
doch um 2 Uhr in Cassel ein, wo ich bey Herrn Heinrich?) 
die Tischgesellschaft noch beysammen fand, mich zu ihr sezte 
und die größte Uhrsache hatte meinen Wirth wegen seiner 
guten Bedienung zu loben. — 
Die Prinzeß von Philippsthal**) scheint unsern Dienst 
mit vielen jungen Hessischen Officiers zu bereichern; ein Herr 
von La Roche war auch im König (Lieut. v. Schreiber 
Husaren); er sprach viel von Berlin, und ich verstand denn 
endlich daß er dorthin auf 8 Wochen Urlaub hatte; es war 
ihm lieb, mich zum Gesellschafter zu haben, und mir gewiß 
außerordentlich angenehm; wir fuhren den Sonntag Nach— 
mittag ab, und kamen des Nachts um 12 Uhr in Minden“*) 
an, so lange haben wir uns auf dem Sangerheuser Berge 
aufhalten müssen; es war eine entsezliche Kälte, Sturm, und 
Schnee. Es war unmöglich durch den Hartz zu kommen, 
da wir uns denn in Nordheim auf die Braunschweigische Post 
sezten; mein gantzes Leben will ich an den Weg von Nordheim 
biß Seesen dencken; wir fuhren des Abends um 9 Uhr von 
dort auf einem Leiter-Wagen ab; mann hatte auf die Leitern 
Bretter gelegt, worauf wir, dem Sturm gantz ausgesezt (der 
uns beinahe vom Wagen warf), wie von Gott verlassen 
saßen; wie wir so ein paar Stunden gefahren hatten, legte 
ich mich auf den Boden, allein so wie nun der Wagen gegen 
einen Stein fuhr, flog mein Kopf in die Höhe, und wenn 
er wieder herunter wollte, schlug ich auf den Boden: von 
Soesen biß Magdeburg ging es etwas besser, wiewohl wir 
öfters im Schnee stecken blieben. Ich traf gegen 4 Uhr in 
Magdeburg ein, konnte mich also erst den andern Morgen 
bey den Stabs-Officieren melden; indessen traf ich den 
größten Theil der Officiere in meinem Speise-Quartier an, 
*) Der Wirth des noch jetzt in Cassel existirenden Hotels „König 
von Preußen“ (am Königs-Platz). 
*x) Prinzeß von Hessen Philippsthal. 
**x* Es ist wohl Münden (Hannoversch) gemeint.
	        
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