Der Pyrmonter Kurgast
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dichte Rosengirlande liegt. Sie bringt auch die enge Knieumrandung und
in zwei kleineren Fassungen die Braceletten der Ärmelenden. Echt marok—⸗
kanisch, wie ein Häuptlingsburnus, ist ein in Blumenmustern gewirkter,
weißer Brokatmantel geschnitten, dessen grünes Atlasfutter gleichfalls die
marrokanische Nationalfarbe hat. Die heuer schier obligate Rückenquaste ist
innen grün, außen weiß gestaltet. Sehr populär sind auch spanische „Capas“
mit Spitzenden, die malerisch über die Schultern geworfen werden. Ihr
Material brachte farbiger Samt, der über und über mit winzigen Jett-⸗,
Gold- und Kristallperlen bestickt is. Auch hier hängen einige Perlquasten
herab. Wer aber ganz griechisch kommen will, der läßt sich ein schneeig—
weißes Créêpekleidchen bauen, mit in Hohlfalten geordnetem runden, kurzem
Rock, über den eine ausgeschnittene, vorne sich an der Taille wellende, dann
beiderseits offene Spitzentunika geht, die ziemlich hoch an der Brust eine
dünne Rosen-Blütenkette umschlingt, deren lose gebundene Enden vorne lang
herabhängen. Blütenspangen halten an den Schultern die Vorder- und
Rückseite zusammen, wobei sich die Offnung unter den Armen ziemlich weit
nach unten zu fortsetzt. Dazu dann ein griechischer Kragenmantel aus weißem
brochierten Créêpe de Chine, mit rosenblattfarbigem Atlas gefüttert, mit Rosen
um den Halsausschnitt. X.
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Cassel.
Cassel gehört zu den älteren deutschen Siedelungen, denn es blickt auf
eine bald tausendjährige Vergangenheit zurück. Daß dieses ehrwürdige
Alter in der Architektur der Stadt nicht so zum Ausdruck kommt wie bei
anderen Städten gleichen Alters, hat seinen Grund darin, daß die haupt—
sächliche Entwicklung der neueren Zeit angehört. Im Jahre 913 wird der
Ort Chassalla zum erstenmal erwähnt. Nachdem der alte Königshof später
in den Besitz der Landgrafen von Thüringen gekommen war, wurde er nach
dem Erlöschen jenes Fürstenhauses zur Residenz der Landgrafen von Hessen